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Schweigegeldprozess gegen Donald TrumpRichter verschiebt Urteilsverkündung

Das Urteil gegen den designierten US-Präsidenten Donald Trump wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Wie es im Fall nun weitergeht, ist ungewiss.

Er muss erstmal kein Urteil erwarten: Donald Trump Foto: REUTERS/Carlos Barria/File Photo

Washington taz | Die bevorstehende Urteilsverkündung im Schweigegeldprozess gegen Donald Trump wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Dies gab ein New Yorker Gericht am Dienstag (Ortszeit) in einer kurzen Mitteilung bekannt.

Eine Begründung für die Aufhebung des für den 26. November angesetzten Termins blieb das Gericht allerdings schuldig. Nach dem Wahlsieg von Trump vor zwei Wochen ist der vorsitzende Richter derzeit damit beschäftigt, herauszufinden, wie es im Fall weitergehen soll.

Eine Richtlinie des US-Justizministeriums besagt nämlich, dass ein Präsident während seiner Amtszeit weder angeklagt noch verurteilt werden kann. Hinzu kommt, dass der Oberste Gerichtshof der USA im Juli entschieden hatte, dass US-Präsidenten für ihre Amtshandlungen eine weitgefächerte Immunität besitzen.

Angeblich Amtshandlungen als Beweismittel aufgeführt

Trumps Anwaltsteam hatte nach der Supreme Court Entscheidung Einspruch im Fall eingelegt, da sie der Auffassung sind, dass während der Verhandlung auch Amtshandlungen als Beweismittel aufgeführt wurden, die am Ende zur Verurteilung des früheren und zukünftigen Präsidenten geführt haben.

Trump wurde von einer Jury im Mai in 34 Anklagepunkten der Dokumentenfälschung schuldig gesprochen. Er soll 2016 wissentlich Dokumente gefälscht haben, um damit eine Schweigegeldzahlung über 130.000 US-Dollar an die Pornodarstellerin Stormy Daniels zu vertuschen. Er wollte laut Anklage damit verhindern, dass Daniels eine angebliche sexuelle Affäre mit ihm während des US-Wahlkampfs öffentlich macht.

Wie es im Fall nun weitergeht, ist ungewiss. Richter Juan Merchan kann entweder mit einer Urteilsverkündung voranpreschen, den Fall für die nächsten vier Jahre ruhen lassen oder den Fall komplett abschmettern. Sollte es zu einer Urteilsverkündung kommen, dann drohen dem 78-Jährigen bis zu vier Jahre Haft.

Die meisten Experten sind allerdings bereits vor seinem Wahlsieg davon ausgegangen, dass es dazu nicht kommen würde. Trump, der aktuell dabei ist, seine neue Regierung zu ernennen, beteuert weiterhin seine Unschuld im Fall. Er hat sowohl den Schweigegeldprozess in New York als auch eine Reihe weiterer Strafverfahren in der Vergangenheit immer wieder als eine politisch motivierte „Hexenjagd“ bezeichnet.

Weitere laufende Verfahren gegen Trump

Neben dem Schuldspruch in New York wurde Trump in drei weiteren Fällen angeklagt. Das US-Justizministerium erhob Anklage in zwei Fällen. In einem Fall geht es um Trumps Handhabung von Geheimakten und anderen Regierungsdokumenten nach seinem Amtsende. Der Zweite bezieht sich auf seinen Versuch, das Wahlergebnis im Jahr 2020 anzufechten und den damaligen Wahlsieg von Demokrat Joe Biden rückgängig zu machen.

Laut US-Medien ist das Justizministerium allerdings bereits dabei, beide Verfahren einzustellen. Sollten die Verfahren vor Trumps Amtsantritt am 20. Januar noch nicht eingestellt sein, dann hat dieser versprochen, Sonderermittler Jack Smith, der beide Anklagen leitet, zu feuern und das Ganze somit zu einem Ende zu bringen. Ein weiterer Fall im US-Bundesstaat Georgia, der sich ebenfalls auf Trumps Versuch bezieht, seine Wahlniederlage vor vier Jahren nicht anzuerkennen, durchläuft aktuell die sich langsam drehenden Mühlen des US-Justizsystems.

Der New Yorker Staatsanwalt Alvin Bragg hat bis zum Ende des Tages Zeit, um seine Empfehlung für den weiteren Verlauf im Schweigegeldprozess vor Gericht einzureichen. Wann Richter Merchan seine Entscheidung treffen wird, ist nicht bekannt.

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10 Kommentare

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  • War etwas anderes zu erwarten?



    Nein.



    Alte Weisheit: 'die Großen lässt man laufen, die Kleinen hängt man auf.'



    Können wir nun moralisch den Finger erheben und auf Trump und die USA zeigen?



    Wieder nein.



    Scholz und CumEx. Habeck und die Graichen-Affäre. Diverse Unionspolitiker und die Maskendeals. Die FDP und diverse Spendenaffären, bspw die rund um Möllemann. Die Flickaffäre in den 80ern rund um CDSU, SPD und FDP. Der Schreiber-Skandal. Die Putink-Affäre der PDS.



    Und und und - die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Keine Partei bliebe schadlos.



    In dubio pro reo - und man muss sich auch nicht selbst belasten. Dann ist da noch die Immunität...



    Alles mir nachvollziehbare Grundsätze. Das ist keine Kritik am System generell. Ich will nur festhalten, ohne diese drei Grundsätze wären auch in Deutschland beinahe alle Spitzenpolitiker irgendwann für sehr lange Zeit im Gefängnis gelandet - manche mehrfach...



    Da ist Trumps Affäre rund um seine Schweigegeldzahlungen oder die unrechtmäßige Auslagerung von geheimen Dokumenten in seinen Privatwohnsitz fast schon lächerlich - ich meine Schaden CumEx 10 Milliarden, eher deutlich mehr.



    Schaden Trump? Verletzte Egos und Geheimhaltung. Nun ja.

    • @Farang:

      Hat es einen Grund das sie bewusst die AfD ausgelassen haben mit der "Korruptions- und Spionage-Affären". Dann der AfD "Spendenskandal". Der Fall " Krah und Bystron".

      Ich wollte nur dass das Bild vollständig ist, sonst könnte man ihnen unterstellen das ihr Kommentar tendenziös wirken sollte.

      • @taz.manien:

        Zeichenbegrenzung.



        Ich schrieb keine Partei käme schadlos davon. Die AfD hab ich erst gar nicht aufgeführt, weil es bei der - aus meiner Sicht - kürzer wäre, die unbeschriebenen Blätter aufzuzählen...



        Da kannst du jegliche Landesliste durchgehen und wirst bei beinahe jedem fündig wenn du lokale Zeitungsartikel durchforstest etc...

  • Der amerikanische Andreotti, den kriegen sie nie dran.

  • Wenn du Immunität genießt, dann kannst du sorgenfrei korrupt und kriminell sein, das kaputte Rechtssystem wie das jetzt ist schützt dich vor dem Knast! Die Immunität wurde aus wichtigen Gründen eingeführt, soweit ich weiß ging es dabei nicht um den Schutz von kriminellen. Die Immunität wurde eingeführt damit man das eigene Mandat frei ausüben kann, ohne Willkür befürchten zu müssen, nur heute wird die Immunität von kriminellen ad absurdum geführt, und alle sehen das, nur passieren tut nichts, wunderbares gerechtes Rechtssystem in das wir leben.

  • Kann sich nicht erinnern.

  • Trump ist nicht Präsident. Das Verfahren muss fair wie bei jedem anderen geführt werden, nicht härter, nicht softer. So einfach ist es.

    • @Janix:

      Shure. But. 💨 🇺🇸 - comparative - 🇺🇸 💨



      Manche sind halt presidenter & gleicher •

    • @Janix:

      Leider ist das nicht so einfach , den gegen ihn ermittelnden Staatsanwälten droht ganz schlicht und einfach die Entlassung, die Gerichte sind mit Trump loyalen Richtern ausgestattet bis in die höchsten Spitzen, und ein Heer von Anwälten ist für ihn tätig. Allein die Verschleppung der einzelnen Verfahren zeigen schon das es hier nicht um Recht, sondern um Trumps Recht geht .

    • @Janix:

      Gerade weil Trump Präsident war bis 2020 sollte das Verfahren sogar härter geführt werden. Schließlich hat er eine gewisse Vorbildfunktion und repräsentiert die USA. Makel sind nicht willkommen.

      Außerdem ist es Trump, dem wünscht man alles schlechte.