Schulstart in Berlin: Back to Personalmangel
Pünktlich zum Schulstart steht fest: Der Personalmangel an Schulen ist weiterhin dramatisch. Der Senat will trotzdem beim Lehramtsstudium kürzen.
„Darunter leidet selbstverständlich auch die Bildungsqualität“, sagt die Anfragestellerin und bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Franziska Brychcy. Die Gewerkschaft Erziehung und Wirtschaft (GEW) prophezeit mehr Vertretungen, weniger Unterricht und eine steigende Belastung der Lehrkräfte.
„Die Realität an den Schulen ist: Es fehlt an ausgebildeten Lehrkräften, es fehlt an Verlässlichkeit und es fehlt an einer Politik, die den Mangel wirksam bekämpft“, sagt der Vorsitzende der GEW Berlin, Gökhan Akgün. Die Kolleg:innen würden seit Jahren an der Grenze der Belastbarkeit arbeiten. „Was Berlin fehlt, ist eine Personalpolitik, die den Beruf attraktiv macht und Lehrkräfte im System hält“, so Akgün. So bewerben sich in Berlin immer weniger Menschen aus anderen Bundesländern um ein Referendariat. Die Gründe dafür sind laut GEW vielfältig, Schuld seien beispielsweise zu hohe Wohnkosten.
Erst kürzlich wurde die Belastung der Berliner Lehrkräfte durch eine Studie der Universität Göttingen sichtbar. Das Ergebnis: zu lange Arbeitszeiten und eine teils starke mentale Belastung. Der GEW prangert einen strukturellen Mangel an, durch den jährlich mehr als 1.000 Lehrkräfte den Berliner Schuldienst verlassen. Es sei „eine Abwärtsspirale, die ohne grundlegende Kurskorrektur nicht zu stoppen ist“.
Derweil sieht der neue Haushaltsentwurf des schwarz-roten Senates Kürzungen bei der Grundfinanzierung der Hochschulen und bei den Sondermitteln für Lehrkräftebildung vor. Gökhan Akgün warnt vor langfristigen negativen Folgen, falls der Ausbau der Lehrkräftebildung wirklich gestoppt würde. „Es hat über zehn Jahre gedauert, bis sich kleine Erfolge bei den Absolvent:innen-Zahlen im Lehramt eingestellt haben. Dieses zarte Pflänzchen darf nicht wieder zertreten werden!“, sagt Akgün.
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