piwik no script img

Schulschließungen in BerlinDie Prüfungen sollen stattfinden

Ab Dienstag sind alle Schulen und Kitas geschlossen. Es soll jedoch ein Notbetreuung geben. Auch alle Prüfungen seien gesichert, heißt es.

Auf geht's nach Hause: Montag ist letzter Schultag vor Ostern Foto: dpa

Berlin taz | Auch Berlin schließt wegen der Ausbreitung des Coronavirus alle Schulen und Kitas. Ab Montag sind die Oberstufenzentren dicht, am Dienstag sollen dann auch alle anderen Schulen und Kindertagesstätten geschlossen bleiben. Das kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Freitag an.

Die schrittweise Schließung wurde in Senatskreisen damit begründet, dass die Schulen Zeit bräuchten, um sich auf die Situation einzustellen. Befristet ist sie – vorerst – bis zum Ende der Osterferien am 17. April, heißt es einem Schreiben, das die Bildungsverwaltung am Freitag an alle Schulen versandte.

Berlin ist mit diesem Vorgehen ein bisschen weniger rigoros als andere Länder: In Bayern und Bremen etwa bleiben bereits ab Montag alle Schulen und Kindergärten zu. Immerhin hat sich der rot-rot-grüne Senat überhaupt zu der Schließung durchgerungen: Noch am späten Donnerstagabend hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) lediglich strengere Regeln für Schulen angeordnet: Der Unterricht solle weiter stattfinden, Ausflüge und Schülerfahrten ins Ausland werden aber bis auf Weiteres untersagt. Zunächst dürfen auch keine neuen Reisen gebucht werden. Scheeres bezog sich auf Empfehlungen aus der Beratung der KultusministerInnen vom selben Tag.

Den Eindruck, die Bildungsverwaltung habe den Ernst der Lage nicht erkannt, versuchte sie am Freitag in einem Tweet zu zerstreuen. „Selbstverständlich haben wir uns auf Schul- und Kita-Schließungen in Berlin vorbereitet. Benachrichtigungsketten sind sichergestellt. Schulaufsichten und Schulen sind eng im Kontakt.“

Laut dem Brief der Schulverwaltung „werden die allgemeinbildenden Schulen die Notbetreuung für Kinder in den Grundstufen 1 bis 6 sicherstellen“. In den Genuss kommen jene Eltern, „die die Stadt am Laufen halten“, wie es aus Senatskreisen heißt. Sprich: auf jeden Fall medizinisches Personal, Polizei, Feuerwehr. Wer eventuell noch zu diesem Personenkreis gehört, war Thema einer Sondersitzung des Senats am Freitagnachmittag.

Offenbar rechnet man mit 10 bis 15 Prozent der Eltern, für ihre Kinder sollen dann zum Beispiel einige zentrale Kitas geöffnet sein. Dabei will der Senat nicht nur auf die landeseigenen Einrichtungen zurückgreifen. In Elternbriefen der Schulen wurde dazu aufgefordert, das Wochenende zu nutzen, um unter den Eltern Betreuungsmöglichkeiten zu organisieren.

Eltern werden aufgefordert, am Wochenende die Betreuung ihrer Kinder zu organisieren

Die anstehenden Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) sollen nach Angaben eines Sprechers der Bildungsverwaltung stattfinden. Der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann machte am Freitag darauf aufmerksam, dass es angesichts der Schulschließungen damit Probleme geben könnte.

Erdmann schlug vor, die MSA-Prüfungen notfalls auf die Zeit kurz vor den Sommerferien zu verschieben. Arbeitgeber seien dann gefordert, mit Bewerbungsfristen großzügig umzugehen. „Es kann nicht sein, dass Jugendliche das ausbaden müssen.“

Was ist mit dem Abi?

„Auch die Abiturprüfungen sind ein Problem“, sagte Erdmann. „Der Unterricht wäre noch bis zu den Osterferien gegangen. Wenn er jetzt ausfällt, fallen auch Unterrichtsinhalte weg.“ Dabei könne es um Themen gehen, die bei den Prüfungen eine Rolle spielen, so der GEW-Vorsitzende. „Man muss aber sicherstellen, dass die Schüler in der Lage sind, an den Prüfungen teilzunehmen.“ Eine Möglichkeit sei auch in diesem Fall, die Prüfungen zu verschieben und die ausgefallenen Unterrichtswochen „hintendran zu hängen“.

Der Regierende Bürgermeister kündigte weitere Maßnahmen an. Unter anderem solle ein Konzept zur Verringerung des ÖPNV auf ein Mindestmaß erarbeitet werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!