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Schuldenkrise in GriechenlandUnterbrochene Leitung

EU-Kommissionspräsident Juncker will nicht mit dem Athener Regierungschef telefonieren. Merkel und Hollande taten dies schon vor dem G-7-Gipfel.

Die Vorschläge der internationalen Gläubiger sind absurd, so Tsipras. Foto: dpa

Berlin/Paris afp | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident François Hollande haben erneut mit dem Athener Regierungschef Alexis Tsipras über die griechische Schuldenkrise beraten. Eine Sprecherin der Bundesregierung bestätigte am Samstag, dass die drei Politiker am Abend telefoniert hätten. Weitere Angaben wollte sie nicht machen. Zuvor hatte es aus französischen Diplomatenquellen geheißen, mit dem Telefonat hätten die Verhandlungen über Griechenland „vorangebracht“ werden sollen. Bereits am Donnerstag hatten die drei Politiker in einer Telefonkonferenz beraten. Anschließend rief Merkel Athen zu „deutlichen Anstrengungen“ auf.

Die Rettung Griechenlands dürfte auch besonderen Raum beim G7-Gipfel am Sonntag und Montag einnehmen. Merkel empfängt auf dem bayerischen Schloss Elmau die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen. Dazu gehören neben Deutschland Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan, Kanada und die USA.

Dagegen wies EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker eine Bitte von Tsipras um ein Telefonat zurück. Eine Sprecherin der Kommission bestätigte in Brüssel, dass Tsipras um ein Gespräch gebeten habe, dieses habe aber am Samstag nicht stattgefunden. Sicherlich würden Juncker und Tsipras jedoch in den kommenden Tagen in Kontakt bleiben, fügte sie hinzu.

Tsipras hatte Juncker am Mittwoch in Brüssel seine Reformliste vorgestellt, die die Auszahlung weiterer Hilfsgelder an sein pleitebedrohtes Land ermöglichen soll. Die Beratungen dauerten bis tief in die Nacht. Tsipras sagte anschließend, es gebe weiter Punkte, „die niemand als Diskussionsgrundlage betrachten kann“. Er nannte insbesondere die verlangten Kürzungen bei niedrigen Renten oder eine Erhöhung der Mehrwertsteuer für Strom.

Am Freitag wies Tsipras die Vorschläge der internationalen Gläubiger zur Beilegung der griechischen Finanzkrise als „absurd“ zurück. Seine Regierung werde dem „unter keinen Umständen“ zustimmen, sagte Tsipras mit Blick auf die Forderungen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF), unter anderem durch Rentenkürzungen weitere drei Milliarden Euro einzusparen.

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3 Kommentare

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  • überlegen wir mal, wieviel tausende Stunden an Verhandlungen, wieviel Flüge usw verbraten wurden-bis jetzt, und Resultat Null, man darf gespannt sein, wieveil unnütze Stunden und Verhandlungstage noch folgen werden!

  • Den EU-dominierenden Mächten geht es nur um eines: Um jeden Preis irgendeinen Fortschritt der Linken in Griecehenland zu verhindern. - Warum Renten senken, Strompreise erhöhen und - steht hier nicht, aber dennoch zur Debatte - weiter Staatseigentum privatisieren? Hilfe könnte Griechenland doch eher dabei gebrauchen, die eigene Oligarchie endlich zahlen zu lassen, ihre ins Ausland gebrachten Vermögen zu beschlagnahmen und die Korruption zu bekämpfen. Aber hierbei helfen die "Zuchtmeister" Griechenlands nicht: Sie würden sich ins eigene Fleich schneiden. Oder schon vergessen, wie das bereits fast-bankrotte Griechenland damals noch Riesen-Rüstungsdeals mit Deutschland abwickelte?

  • Europa sei eine Werkgemeinschaft aus souveränen Staaten, deren Regierungen vom Volk gewählt wurden? Sie und nur sie entscheiden und handeln zum Wohl ihres Volkes!

     

    Das verbietet, dass Banken, gleich welcher Art, über ein Volk entscheiden dürfen!

    Bisher habe ich Banken gesehen, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind: Einem Bankkunden mehr Kredit zu gewähren, als er zurückzahlen in der Lage ist, ist unseriös und in diesem Fall mit Bestechung und Erpressung zu erklären?

    Solche Banken zu retten ist unzulässig. Einziges Land, das die Bankenkrise souverän gelöst hat, ist Island. Siehe Kontext http://www.kontextwochenzeitung.de/ueberm-kesselrand/74/wikinger-wunder-1007.html