Schützenvereine in Deutschland: „Integration ist keine Einbahnstraße“
Der Zentralrat der Muslime kritisiert rein christliche Schützenvereine. Zuvor forderte der Dachverband der Schützen, einem Muslimen den Titel abzuerkennen.
KÖLN dpa/lnw | Die Debatte um einen muslimischen Schützenkönig im westfälischen Werl-Sönnern stößt bei den Muslimen in Deutschland auf Unverständnis. Deren Zentralat (ZMD) rügte, Satzungen von Schützenvereinen, die nur Christen als Schützenkönige zuließen, seien nicht mehr zeitgemäß.
„Stets fordert man in der Integrationsdebatte, dass Muslime sich auch in Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und auch Schützenvereinen beteiligen sollen“, sagte der Vorsitzende des ZMD-Zentralrats, Aiman Mazyek. Er fügte hinzu: „Wir haben immer gesagt: Integration ist keine Einbahnstraße. An diesem Beispiel wird wieder klar, was damit gemeint ist.“
Der 33-jährige türkischstämmige Muslim, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, war im Juli als Schützenkönig gekürt worden. Nach dem Willen des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften soll der Mann den Titel wieder abgeben, weil die Schützenbruderschaft in Werl laut ihrer Satzung eine „Vereinigung von christliche Menschen“ sei.
In Werl-Sönnern ist man vor allem bemüht, das Thema zu versachlichen. Der Schützenkönig Mithat Gedik traf sich mit Brudermeister Olaf Schmitz und weiteren Vorstandsmitgliedern zur „Krisensitzung“, stellte aber im Gespräch mit dem Westfälischen Anzeiger klar: „Die Königskette gebe ich nicht zurück.“
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