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Schrottautos in HamburgNehmt euren Müll vom Straßenrand!

Kommentar von Franziska Betz

Gut 35.500 Quadratmeter Stadtraum werden in Hamburg mit alten Autos zugerümpelt. Knapp eine Million Euro kostete das die Stadt Hamburg in fünf Jahren.

Die Karre fährt wohl schon eine Weile nicht mehr. Wäre schön, wenn ihr*e Hal­te­r*in sie auch entsorgen würde Foto: Marcus Brandt/dpa

W as könnte man in einer dicht besiedelten Stadt mit insgesamt 35.500 Quadratmetern Fläche machen? Vielleicht fünftausend Blumenbeete bauen? Oder 355 Spielplätze? 3.500 öffentliche Toiletten? Ein paar Tausend Parkbänke und Tische aufstellen? Schön wäre das, oder? Wenn sie in Hamburg leben, können Sie mit dem Träumen gleich wieder aufhören. Denn der Platz ist zugerümpelt mit Metallschrott.

Genauer gesagt, mit unrechtmäßig abgestellten Autos, die von ihren Hal­te­r*in­nen abgemeldet und anschließend im öffentlichen Raum stehen gelassen wurden. 4.500 Fahr­zeug­hal­te­r*in­nen musste die Stadt Hamburg im vergangenen Jahr dazu auffordern, ihre Schrottautos zu entfernen. Wenn man für jedes dieser Autos einen Flächenverbrauch von sieben bis acht Quadratmetern rechnet, dann sind das gut 35.500 Quadratmeter, die zweckentfremdet wurden, weil Au­to­fah­re­r*in­nen nicht die Verantwortung für ihren Müll übernommen haben.

Im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld, dort, wo das Parken noch umsonst ist, sieht man an den Straßen und auf Parkplätzen immer wieder Autos, an deren Gummidichtungen und Scheibenwischern sich Moos angesetzt hat. Die Reifen dieser Autos sind schon längst platt. Die Karossen sind verdreckt. Manche haben einen matschigen Haufen alter Kastanien auf dem Dach oder sitzen bis zur Stoßstange in einem Haufen Laub.

Irgendwann klebt dann ein knallig orangefarbener Zettel auf der Windschutzscheibe, der die Hal­te­r*in­nen dazu aufruft, ihre Karren zu entsorgen. Bis es dazu kommt, sind aber oft schon sechs Monate vergangen. So lange braucht es nämlich, bis die Stadtreinigung überhaupt darauf kommt, dass die Dinger wohl nicht nur einfach geparkt sind, sondern offensichtlich nicht mehr benutzt werden. Oder bis An­woh­ne­r*in­nen die Autos gemeldet haben. Das geht übrigens ganz einfach online.

Auf den Kosten bleibt die Stadt sitzen

Der Großteil der Schrottautos wurde 2023 zwar – wohlgemerkt nach der Aufforderung – entfernt, trotzdem musste die Stadt 930 Autos selbst abschleppen. In den Jahren 2019 bis 2023 waren es 2.170 Fahrzeuge, die die Stadt verschrotten musste. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des umweltpolitischen Sprechers der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Sandro Kappe, hervor.

Auf den Kosten – rund 394.000 Euro in fünf Jahren – blieb die Stadt sitzen. Für die Aufbewahrung von abgeschleppten Autos sind in der gleichen Zeit sogar Kosten von rund 579.000 Euro entstanden. Bei der steigenden Zahl der gemeldeten Autos in Hamburg kann das Problem in Zukunft sogar noch größer werden.

Liebe Autofahrer*innen, wenn ihr schon zu deren Lebzeiten mit euren Karren die Straßen, Bürgersteige und die Luft verstopft, vollparkt und verpestet, dann sorgt doch wenigstens nach deren Ableben dafür, dass sie die Allgemeinheit nicht weiter belasten. Moos kann ja sehr hübsch sein, aber nicht auf krümeligen Scheibenwischern.

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Seit September 2022 Volontär*in bei der taz nord in Hamburg. Hat Politikwissenschaften und Transkulturelle Studien an der Uni Bremen studiert.
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5 Kommentare

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  • Es ist schon ein Elend, wenn Kritik sich derartig in der Defensive befindet. Autos gehören - wenn es sie denn schon in einer Stadt überhaupt in privater Hand geben muss - generell nicht an den Straßenrand. Sie nehmen schon beim Fahren und Im-Stau-Stehen zu viel Raum weg.



    Wenn Parken nur noch in Parkhäusern gestattet wäre, wäre genug Raum vorhanden, konsequent den Autoverkehr baulich vom Fahrradverkehr und von Fußgängern abzutrennen - und niemand würde mehr von Autos überfahren werden.



    Aber der Parkplatz vor der Haustür oder dem Geschäft ist halt immer noch wichtiger als Menschenleben.

  • Sehr gut beschrieben. Egal, wer es letzendlich zahlt, es ist einfach der Wahnsinn, wieviel Müll irgendwo abgestellt wird. Bei mir ist es so, eine Nachbarin aus einem Nebenhaus legt einfach ihren Müll auf den Mülltonnen ab, zugehörig zu dem Haus, indem ich wohne. Andere NachbarInnen aus einem anderen Nebenhaus machen es auch so. Wenn sie es abgelegt haben, scheint es sie nicht mehr zu interessieren. Ich würde mal sagen, "Hauptsache weg". Es gibt einen Recyclinghof in der Nähe ... aber das interessiert nicht, es könnte jemanden geben, der/die/es btauchen könnte, egal, wo es landet.... Alle Versuche meinerseits, die NachbarInnen zu "sensibilisieren", sind gescheitert. Ich habe aufgegeben, entsorge den Kam, wenn möglich in "unseren" Mülltonnen. Auf ein paar Schrottautos mehr oder weniger kommt es nicht mehr an.

  • Wieso blieb die Stadt auf den Kosten sitzen? Nichts ist so lückenlos gespeichert wie die Fahrgestellnummer. Da sollte der Verursacher, mit dem deutschen Meldesystem, doch gefunden werden.

    • @Stoffel:

      Dafür müssten zwei Behörden miteinander kommunizieren.

    • @Stoffel:

      "Auf den Kosten – rund 394.000 Euro in fünf Jahren – blieb die Stadt sitzen." ist technisch nicht *ganz* korrekt, weil verkürzt.

      Mit einem Wort: Verwaltungsaufwand, und zwar wegen dem hier: commons.wikimedia....in_Deutschland.png

      Je nachdem an was für einer Kategorie von Verkehrsweg ein Schrottauto deponiert wurde, sind der die Kommune, der Landkreis bzw Stadtbezirk, das Bundesland, oder der Bund für die Entsorgung zuständig. In der Praxis beseitigt aber idR das Ordnungsamt der Kommune/des Bezirks das Verkehrshindernis, übernimmt die Kosten, und leitet den Fall ggfs weiter, in der Hoffnung das Geld wieder reinzubekommen.

      Bis die Fahrgestellnummer also überhaupt ermittelt werden *kann*, entstehen oft schon nicht unerhebliche (in Relation zu den knapp 200 Euro pro Abschleppung) Verwaltungskosten.

      Dazu noch der recht geringe Mietprais für eine Flex, und die Fahrzeugnummer ist in ein paar Minuten unkenntlich gemacht.



      Oder man verkauft den Schrottwagen vor der Entsorgung zum Schein an eine im Ausland registrierte Firma.

      In der Summe führt das dazu, dass - selbst wenn viele Fahrzeugentsorger*innen ausfindig gemacht werden und zahlen - das Ganze für die Kommunalverwaltung ein Verlustgeschäft ist.