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Schröders Russland-VerbindungenEx-Kanzler gibt Job bei Rosneft ab

Gerhard Schröder will nicht mehr Aufsichtsrat bei Rosneft sein. Unklar ist, was aus seinen anderen Jobs bei russischen Firmen wird.

Ex-Kanzler Schröder und Rosneft-Chef Setschin 2018 bei einem gemeinsamen Arbeitsbesuch Foto: Patrick Pleul/dpa

Berlin taz | Ex-Kanzler Gerhard Schröder (78) will seinen Aufsichtsratsposten bei dem russischen Ölkonzern Rosneft aufgeben. Er hat dem Konzern mitgeteilt, dass es ihm unmöglich sei, sein Mandat in dem Gremium zu verlängern. Gründe dafür wurden nicht genannt. Auf Schröder geht seit dem russischen Angriffskrieg am 24. Februar wegen seiner Treue zu Putin ein Hagel von Kritik nieder.

Seine bislang vom Staat finanzierten Büromitarbeiter haben allesamt gekündigt. Schröder hat die Mitgliedschaft bei Hannover 96 und die Ehrenbürgerwürde in Hannover verloren. In der SPD haben mehr als ein Dutzend regionaler SPD-Vereine ein Parteiordnungsverfahren gegen ihn beantragt. Parteichefin Saskia Esken forderte ihn auf, sein Parteibuch zurückzugeben. SPD-Chef Lars Klingbeil, mit dem Schröder seit Langem befreundet war, hat öffentlich mit ihm gebrochen.

All das hat Schröder nicht weiter gekümmert. Viel Feind, viel Ehr. Die SPD-Spitze hatte ihn brieflich aufgefordert, seine Aufsichtsratsposten bei russischen Staatskonzernen zu quittieren und Stellung zu den Vorwürfen gegen ihn zu nehmen. Eine Antwort bekam sie nicht. Zuletzt bekundete Schröder in der New York Times: „Mea culpa ist nicht mein Ding“. Zudem erklärte er, nachdem er, so die NYT, „bei reichlich Weißwein seine Kritiker verspottet“ hatte, dass er nur in einem Fall auf die Aufsichtsratsposten verzichten würde: Wenn Russland von sich aus die Lieferung von Gas oder Öl einstellen würde.

Die öffentliche Kritik richtet sich gegen Schröders Rolle als Lobbyist für russische Konzerne und seine rosafarbenen Deutungen der russischen Politik. Die Öffentlichkeit nehme „nur die Hälfte von Putin“ wahr, so Schröder kürzlich. Im Übrigen sei Putin zum Frieden bereit – was logisch nahelegt, dass die Ukraine das Friedenshindernis sind. Der Rosneft-Job, den Schröder nun offenbar quittieren will, brachte ihm rund 600.000 Euro pro Jahr ein. Zudem ist der Ex-Kanzler Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG. Das bringt ihm jährlich gut 250.000 Euro ein.

Schröders Büro wird nicht weiter finanziert

Außerdem ist er für den Aufsichtsrat des Gazprom-Konzerns nominiert. Schröder hat bislang nicht erkennen lassen, ob er dieses Mandat annehmen oder ablehnen wird. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte am Donnerstag angekündigt, dass Schröders Büro nicht weiter finanziert werden soll. Das EU-Parlament hatte zudem in einer Resolution Sanktionen gegen den Ex-Kanzler gefordert. Falls Schröder wirklich auf der EU-Sanktionsliste landet, kann das ernste Folgen für ihn haben. So kann sein Vermögen eingefroren werden. Beides hat offenbar, anders als die Briefe der SPD-Spitze, Eindruck auf den Ex-Kanzler gemacht.

Offenbar – denn die Gründe, die Schröder zu diesem Schritt veranlasst haben, sind bislang unbekannt. Offen ist auch die entscheidende Frage, wie der Putin-Freund mit seinen anderen Jobs bei russischen Konzernen verfahren will. Dies war zu Redaktionsschluss noch offen. Die SPD-Spitze reagierte entsprechend vorsichtig auf die frohe Kunde von Rosneft. Das sei allenfalls ein erster Schritt, hieß es. An der Lage und den Parteiordnungsverfahren „ändert sich erst mal nichts“, so eine Sprecherin.

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7 Kommentare

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  • Schröder hat dies aus gutem Grund getan. Bisher hat er dafür gesorgt, dass das Öl aus Russland zum Nutzen der Deutschen und der Europäer die Wirtschaft und Jobs in Deutschland weiter fließt. Nun, da die EU das Öl nicht mehr abnehmen will, entfällt die Geschäftsgrundlage und der Alt-Kanzler



    scheidet aus dem Aufsichtsrat aus. Bei Gazprom ist es ähnlich. Solange Deutschland und Europa das Gas noch brauchen, sorgt der Kanzler dafür, das die benötigte Energie zuverlässig nach Europa gelangt. Wenn dafür Ersatz gefunden ist wird Schröder auch diesen Job aufgeben weil er nichts mehr bewegen kann zum Wohlergehen Deutschlands und Österreichs. Ich verstehe nicht warum sein Ausscheiden gefordert wird, die BRD aber täglich 100erde Mill. Euro an Russische Energieunternehmen überweist. Es hindert doch in Deutschland kein Mensch daran, ab sofort, den Gasimport und Ölimport zu stoppen, und die Verträge zu kündigen, dies geht sofort. Nicht Schröder muß zurück treten, sondern Bundesregierung, die alles dafür tut, dass die Pipelines offen bleiben. Dass nun Russland auf Bezahlung in Rubel besteht ist bei einer Inflationsrate von von 7, 5% verständlich, noch dazu wenn man für die inflationäre Währung nichts kaufen darf und in Russland die Inflationsrate bei 2% liegt. Wenn der Stammtisch nun Schröder’s Kopf fordert, dann möchte ich gerne wissen wessen Kopf in 1 Woche rollt wenn Öl und Gas- Import sofort gestoppt werden und die Kartoffeln wieder in der Kochkiste garen. Selenski und der ehemalige NATO Chef Rasmussen fordern genau dies, wobei Selenski natürlich für den Ausfall der Durchleitungsgebühren von Deutschland entschädigt werden will. Vermutlich wird aber auch hier der Stammtisch entscheiden. Ich wolle hier nur die eventuelle Sicht des Altkanzlers darstellen. Zum Schluss noch eine Frage, die mich umtreibt: Wenn der Altkanzler seine Âmter niedergelegt hätte, hätte daraufhin die BRD sämtliche Geschäftsbeziehungen zu den Energieunternehmen abgebrochen und deren Beschäftigte enteignet?

    • @Pepi:

      Schröder als Philantrop, der, frei von Eigennutz oder Eitelkeit, nur zu unser aller Wohl handelt.



      -Der war gut... !!!🤣

  • Im Alter lassen halt irgendwann die Kräfte nach, und es wird einem dann auch mal was zuviel. Und ausgesorgt hat er ja, zumindest materiell ...

  • Wird höchste Zeit, das das Blutgeld eingefroren wird !



    Unglaublich, das das nicht schon längst geschehen ist.

  • Das wäre doch absurd, Lafontaine tritt aus, Schröder wird ausgetreten.

    Zwei 'große' Vertreter der SPD der 1990er / 1980er liegen am Ende über Kreuz mit der Partei.

    Schröder hat viel an den Posten gefunden und das hat ihm wohl gute Gefühle gemacht. Aber der wollte ja tatsächlich so etwas wie Deutsch-Russische Freundschaft haben. Nur in einem Krieg und bei den miesen Menschenrechtsbilanzen und den gegenwärtigen Kriegsverbrechen ist das so in dieser Form nicht aufrechterhaltbar. Es geht nicht.



    Und die fürstliche Bundeskanzlerrente sollte wirklich genügen. Es ist ein Rätsel, was Schröder mit dem ganzen Geld will, sein Leben ist zum größten Teil eh vorbei.

    • @Andreas_2020:

      vererben ...

  • Drehtürkanzler Gerhard Schröder!



    "Gefühlt" würde ich sagen es geht um die EU Sanktionen.( s.B.! )



    Reiseverbote und das- Einfrieren von Vermögenswerten-!



    ...Das Einfrieren von Vermögenswerten bedeutet, dass alle Konten der in der Liste aufgeführten Personen und Organisationen bei EU-Banken eingefroren werden. Es ist außerdem verboten, ihnen direkt oder indirekt Gelder oder Vermögenswerte zur Verfügung zu stellen...



    Die Hintergrundconnection sind doch alle noch da. Jede Menge Anwälte. Kohle ist genug da.



    Wie gesagt Drehtürgerhard!