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■ Schnittplatz... gevorst ast a in soin Kamöü hkemmen ...

Jedem Althistoriker, Sprachwissenschaftler oder Wagnerianer entrinnt bei dieser Meldung ein Jubelschrei: Zimbrisci im 3sat-Teletext auf Seite 128. Für Nichteingeweihte sei an dieser Stelle kurz erklärt, daß die Zimbern vor über tausend Jahren an der südlichen Elbe ansässig waren, dann aber auf- und anschließend einbrachen – als erstes germanisches Volk ins Römische Reich und – ganz Herrenrasse – ohne schließlich mit selbigem unterzugehen. Deshalb sind in den Alpen, zum Beispiel in Lusern bei Trient, noch immer zimbrische Sprachinseln erhalten, und auch nur deshalb kann es sie heute geben: zimbrische Videotexte. Schneller als der Jubelschrei ob der vielversprechenden Meldung verhallt ist, hat sich der homo zappens durchgezappt zur 3sat-Seite 128, und dort findet er alle Neuigkeiten aus der wunderbaren Welt der Alpen. – Aber kein Zimbrisch!

Wo sind sie hin, die zimbrischen Seiten? Ein klagender Anruf bei der deutschen 3sat-Zentrale hat einen Verweis zur Folge: „Zimbrisch? – Davon hab' ich noch nie was gehört. Fragen Sie die Schweizer 3sat-Redaktion.“ Doch die Allemannen wissen auch nicht mehr. Videoten!

Die Sendedirektion schließlich ist informiert: Für die Einspeisung der täglichen 3sat-Alpennachrichten sei ein Journalist namens Wilfried Richter zuständig. Und der gibt bereitwillig Auskunft: Er wolle die vom Aussterben bedrohten Sprachen des Alpenraums ins Bewußtsein der Öffentlichkeit rücken, weshalb er neben Meldungen in Ladinisch auch solche in Rumantsch Grischun und eben Zimbrisch verbreite. Allerdings nur am Wochenende.

Gespanntes Warten ... dann ist es endlich soweit. – Doch was ist das? Keine Überschrift „Meldungen in Zimbrisch“. Keine Runen. Nur eine krude Aneinanderreihung von lateinischen Buchstaben. Ohne Übersetzung. Bildstörung! – Oder verstehen Sie das? „Di han o gevorst ast a in soin Kamöü hkemmen get di rechtar bo den zuartinatn.“ Björn Blaschke

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