Kommentar: Schnippeln
■ Warum Karin Roth diesmal die richtige Seite ihrer Doppelrolle gewählt hat
Man kann es schon nicht mehr hören: Weniger Betten und weniger lange im Krankenhaus zu liegen bedeutet keineswegs, weniger heil entlassen zu werden. Politiker, Krankenhaus- und Krankenkassenmanger werden nicht müde, das immer wieder zu betonen. Auf das der potentielle Patient, Wähler und Beitragszahler nur nicht auf die Idee komme, an seiner Gesundheit könnte gespart werden nach dem Motto: Halb heil reicht ja auch.
Ob medizinischer Fortschritt und Bettenabbau im Wettlauf noch gleichauf sind, ist allerdings kaum noch nachvollziehbar. In so einer Situation ist verführerisch, gerade da abzubauen, wo es teuer ist: In der Psychiatrie. Deshalb ist nachvollziehbar, dass der LBK gerne an die Gesundung auf der Überholspur glauben und entsprechend Kapazitäten abbauen möchte.
Karin Roth spielt in dieser Frage eine Doppelrolle: Als Aufsichtsratsvorsitzende des LBK kann ihr dessen wirtschaftliches Wohlergehen nicht gleichgültig sein. Als Gesundheitsenatorin muss sie jedoch die Versorgung der HamburgerInnen sicherstellen. In diesem Fall hat sie sich für letzteres entschieden, und das ist gut so. Denn auch viele Psychiater klagen, dass immer mehr Patienten zu früh entlassen werden.
Die Strategie der Dezentralisierung könnte jedoch negative Folgen haben: Die Kassen würden vermutlich nicht mehr Geld geben. Verteilt sich die gleiche Summe aber auf mehr Krankenhäuser, sind beispielsweise spezielle Therapieangebote am Klinikum Nord/Ochsenzoll, wie Migrations- oder Borderlinerpsychiatrie, in Gefahr. Und das wäre fatal. Sandra Wilsdorf
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