piwik no script img

Schließung des UnibadsRot-Grün lässt das Wasser ab

Lange wurde die Sanierung des Unibades verschleppt, nun ist sie zu teuer. Die Wassersportler protestieren heftig, das Ressort verweist sie nun nach Bremerhaven.

Auf diesem Foto sieht das 1978 gebaute Unibad noch nicht so marode aus. Doch der Eindruck trügt. Bild: Bremer Bäder

BREMEN taz | Das marode Unibad wird nicht saniert. Weil das zu teuer wird. So steht es in einer kurzen Tischvorlage, die der Senat heute beschließen wird. Und die nicht nur vom Sportsenator Ulrich Mäurer (SPD) kommt, sondern auch von der Bildungs und der Finanzsenatorin sowie der Senatskanzlei unterschrieben ist.

Die Nachricht von der drohenden Schließung des Bades als erste erfahren haben dieser Tage die Beiräte in Horn. Seither formiert sich der Widerstand. „Das bedeutet das Ende des Leistungsschwimmsports in Bremen“, sagt der Landesschwimmverband (LSV), der am 23. Januar einen Förderverein zur Erhaltung des Unibades gründen wird. Um den Protest „zu kanalisieren“, wie LSV-Präsident Wilfried Schwarze sagt. Er hat die Nachricht aus den Medien erfahren – und war „fassungslos“. Nur im Unibad gebe es eine sportgerechte 50-Meter-Bahn, nur hier könne Wasserball gespielt werden, nur hier könnten Kunst oder TurmspringerInnen und TaucherInnen überhaupt ihren Sport ausüben. Laut der Bremer Bädergesellschaft nutzen 35 Vereine und Gruppen das Unibad, 2012 kamen allein aus ihnen 57.998 BesucherInnen. Das war fast die Hälfte aller 149.436 Gäste des Unibades.

Noch April vergangenen Jahres hat der Senat beschlossen, zehn Millionen Euro für eine Sanierung des 1978 gebauten Bades auszugeben. Doch dies Geld würde nicht reichen, soviel ist nun klar. Gutachter aus Osnabrück haben einen „Mindestinvestitionsbedarf“ von 14,55 Millionen Euro errechnet, was Bremen allein 50.000 Euro gekostet hat. Rechnet man einen Risikozuschlag von 25 Prozent dazu, könnten Gesamtkosten von mehr als 18 Millionen Euro zusammen kommen. „Zu viel“, sagt Mäurer. „Das ist ein Fass ohne Boden.“ Er hofft, dass das Unibad ohne größere Investitionen noch etwa vier Jahre lang offen bleiben kann. Bis Juni sollen nun „wirtschaftlich sinnvolle Alternativen“ geprüft werden. Ein Neubau am ebenfalls sanierungsbedürftigen Westbad – über den jüngst schon spekuliert wurde – gehört aus Sicht des Ressorts nicht dazu.

Die Zahl derer, die als Leistungssportler zwingend auf ein solches 50-Meter-Becken angewiesen seien, so Ressortsprecherin Rose Gerdts-Schiffler, sei ohnehin gering. Sie geht von etwa 50 SportlerInnen aus, Schwarze spricht von etwa 200. Zugleich verweist man im Ressort auf Bremerhaven – wo es noch eine 50-Meter-Bahn gibt. Gerdts-Schiffler findet es für BremerInnen „zumutbar“, das dortige Bad zu nutzen. Schwarze nicht.

Die Vereine, aber auch die 25 Schulen, die das Unibad nutzen, möchte das Ressort nun „vernünftig woanders unterbringen“. Wie genau das gelingen soll, ist noch unklar, allein die Bremer Schwimmvereine haben 46.000 Mitglieder. Nun sollen Gespräche mit Vereinen und Schulen geführt werden. Das Unibad ist „extrem wichtig“, sagt der LSV.

Er will die Hoffnung auf einen Neubau noch nicht aufgeben. Nach Angaben des Deutschen Schwimmverbandes sei es schon gelungen, für 15 bis 18 Millionen Euro einen entsprechenden Neubau zu realisieren. In Bremen kursierten da bisher Zahlen von 30 Millionen Euro. Auch eine Kooperation mit einem privaten Investor hält Schwarze für denkbar. Zugleich verweist er darauf, dass die Schwimmvereine sich schon jetzt „massiv“ an den Kosten beteiligten – mit 300.000 Euro im Jahr.

Offiziell gehört das Unibad der Uni – doch die hat kein Interesse mehr an seinem Betrieb, seit dort keine SportlehrerInnen mehr ausgebildet werden. Auch die Bädergesellschaft, die fünf Hallen und je drei Frei und Kombibäder betreibt, will für das Unibad nicht aufkommen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • R
    Rainer

    Das Herunterwirtschaften öffentlichen Eigentums entwickelt sich zur Spezialität der rotgründen Regierung. Mit den Bädern und den Krankenhäusern verfallen wichtige Teile der Infrastruktur. Daß die PolitikerInnen dafür nicht vor Gericht gestellt werden können, ist eine schwer wiegende Lücke in der Gesetzesordnung. Diese Einrichtungen gehören dem Volk,nicht den Politikern, die das verkommen lassen, was unsere Eltern aufgebaut haben. Schlimm!