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Schließung BLO-Ateliers in LichtenbergHöchstens Übergangs-Ateliers

Mehr als eine Zwischenlösung soll es nicht geben: Die DB will den im Juli auslaufenden Mietvertrag der B.L.O.-Ateliers nicht langfristig verlängern.

Ein Bild aus glücklicheren Tagen: die B.L.O.-Ateliers im Jahr 2017

Berlin taz | Jetzt ist es endgültig klar: Das einstige Bahnbetriebswerk Berlin-Lichtenberg Ost (B.L.O.) am S-Bahnhof Nöldnerplatz, ein im Kiez stark verankerter Kunst- und Kreativstandort, wird nicht langfristig weiterbestehen. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass es keinen unbefristeten Vertrag gab, man habe auch niemandem gekündigt, beteuerte Alexander Kaczmarek, DB-Konzernbevollmächtigter für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, gegenüber Pres­se­ver­tre­te­r:in­nen in einer Videokonferenz am Freitag.

Die Miete, die laut dem Bahn-Manager nicht besonders hoch war, sei immer nur eine symbolische gewesen, das BLO immer nur eine Zwischennutzung der alten Eisenbahnfläche. Für die rund 90 Künst­le­r:in­nen und Hand­wer­ke­r:in­nen, die dort 20 Jahre gearbeitet, gehämmert und gemalt haben, dürfte der Ort allerdings mehr als nur eine Zwischenlösung gewesen sein.

Besonders ärgerlich für die Kreativen: Schon jetzt können sie das Gelände nicht mehr wirklich nutzen, obwohl die Schließung erst Ende Juli bevorsteht. Sieben Gebäude sind wegen Sicherheitsauflagen gesperrt, der Grund: Mängel an der Elektrotechnik. „Die Nutzungsuntersagung hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen“, sagte Peter Tietz vom Trägerverein Lockkunst vor zwei Wochen der taz.

Damals lag den Künst­le­r:in­nen noch kein baurechtliches Sachverständigengutachten vor, dass etwaige technische Probleme bestätigte. Mittlerweile sei dies aber geschehen, betonte Kaczmarek am Freitag. Er ging auch nochmal auf die Schäden ein: Brandspuren, offene Stromadern.

DB verteidigt sich als Kulturförderer

Der DB-Mann sagte, die Bahn wäre froh, wenn sie „von der Öffentlichkeit nicht allzu sehr geprügelt werde“, dafür, dass sie 20 Jahre lang auf ihrem Gelände Kulturförderung betrieben habe. Außerdem war es ihm wichtig hervorzuheben, dass die Gespräche mit den Künst­le­r:in­nen nicht abgebrochen worden seien. Im Gegenteil: man setze sie konstruktiv fort und arbeite gemeinsam an einer Übergangslösung.

Eine kurzzeitige Weiternutzung des BLO auf dem Gelände steht im Raum, aber eben keine langfristige Zukunft. Einem Beschluss des Abgeordnetenhaus könne man laut Kaczmarek zudem entnehmen, dass die Politik sich an Lösungen für die Kreativen beteiligen wolle.

Auf Nachfrage, was statt der Künstlermeile auf dem Gelände entstehen solle, sprach der Bahnvertreter von wenig konkreten Plänen. Im Raum stünden eine Wartungsstation oder eine Ausbildungsstätte für den DB-Nachwuchs.

Eine weitere Förderung des BLO über die Zwischenlösung hinaus werde es jedenfalls nicht geben, das sei „alternativlos“. Zum Problem der Nutzungsuntersagung meinte Kaczmarek trocken: „Für Sicherheitsprobleme gibt es keine politischen Lösungen, nur elektrische.“

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