Schlechte Werte für Berliner Freibäder: Im „Ausländer-Aquarium“

In einem neuen Ranking schneiden Berlins Freibäder schlecht ab. Ein Grund: rassistische Bewertungen.

Freibad-Ranking: In einer Sonnenbrille spiegeln sich Freibad-Besucher*innen

Spiegelt sich in Berlins Freibädern die Gesellschaft wider? Foto: dpa

Aufgebrochene Spinde, kalte Pommes und vor allem: „Zu viele Kanacken selbst für Kanacken.“ Glaubt man Google-Rezensent*innen, gibt es viele Gründe, die gegen den Besuch eines Berliner Freibads sprechen. Am Dienstag ist das neue Freibad-Ranking des Verbraucherportals Testberichte.de erschienen. Berlins Bäder werden dort allesamt schlecht bewertet. Der Spitzenreiter, das Sommerbad am Olympiastadion, findet sich auf Platz 237 von 414. Abgehängt auf Platz 399 rangiert das Sommerbad Neukölln. Kann Berlin kein Freibad? Vorweg: Nein, so schlimm steht es nicht um die 17 Freibäder der Bäder-Betriebe.

Das Ranking erscheint jedes Jahr und ist laut eigenen Angaben nicht repräsentativ. Berücksichtigt werden alle öffentlich zugänglichen Freibäder im Umkreis der 81 größten Städte Deutschlands; Strand- und Naturbäder ohne Becken fallen unter den Tisch. Das ergibt 414 Freibäder deutschlandweit. Grundlage des diesjährigen Rankings waren 138.760 Google-Bewertungen, andere Faktoren werden nicht berücksichtigt.

„Von Objektivität kann hier nicht gesprochen werden“, sagt dazu ein Sprecher der Berliner Bäder am Mittwoch auf taz-Anfrage. Rezensionen seien nicht sehr aussagekräftig und nur ein Kriterium von vielen. Das Ranking berücksichtige beispielsweise keine Besucher*innenzahlen. Im vergangenen Jahr begrüßten die Bäder 6,7 Millionen Gäste, der beste Wert im Rückblick des letzten Jahrzehnts. Das spricht eigentlich für die Beliebtheit der Berliner Badelandschaft. Woher kommen also die schlechten Werte?

Ein Testberichte.de-Sprecher gibt Einblick in die Erhebungsmethode. „Repräsentativ ist das Ranking nicht“, sagt Niels Genzmer. Die Schwarmintelligenz sei keinesfalls objektiv, sondern umfasse die subjektiven Bewertungen der Besucher*innen. „Alle richten sich heutzutage nach Bewertungen“, sagt der Sprecher. „Im letzten Jahr haben sie sich verdreifacht“, fügt er hinzu. Das spreche für die Aussagekraft. Besucherzahlen könne man nicht berücksichtigen, da es keine zentrale Auskunftsstelle dafür gebe.

Bäder-Betriebe haben kein Verständnis

Eine Durchsicht der rund 500 Rezensionen des Sommerbads Neukölln offenbart allerdings ein Problem. Ein Rezensent betitelt das Freibad als „Ausländer-Aquarium“, weitere Rezensionen bewegen sich in die gleiche rassistische Richtung. „Danke Frau Merkel von wegen wir schaffen das …“, schreibt eine Rezensentin. „Hier sieht man die untermenschen bei ihrem werk“, schreibt ein anderer.

Niels Genzmer, testberichte.de

„Im Schwarm sind halt alle dabei, auch böse Menschen“

„Selbstverständlich lehnen wir Rassismus strikt ab“, sagt Niels Genzmer. Aber: „Im Schwarm sind halt alle dabei, auch böse Menschen.“ „Wir lesen die Bewertungen durch, schmeißen sie aber nicht raus, das wäre ja Zensur“, ergänzt er. Ein Rassismusproblem in den Bewertungen sei bisher nicht beobachtet worden.

Für diese Methode haben die Berliner Bäder-Betriebe kein Verständnis: „Bei uns dürfen alle Menschen rein, solche Kommentare sind für uns keine Bewertungskriterien für Rankings“, sagt der Sprecher. Für sachliche Beschwerden gebe es zudem ein Kundenzentrum.

Den Berliner*innen ist das alles offensichtlich ziemlich egal: Im Juni verzeichneten die Bäder einen Monatsrekord, rund eine Million Menschen strömten in die Badestätten. So viele wie seit Jahren nicht mehr.

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