Schinkelsche Bauakademie: Roter Kasten bleibt aus Plastik
Der Liegenschaftsfonds beendet die Suche nach Investor für das Projekt. Damit fehlt die Perspektive für den Wiederaufbau. Wowereit ist gefordert, doch der hat kein Konzept.
Der Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie ist wohl auf absehbare Zeit fehlgeschlagen. Nach der 2010 geplatzten europaweiten Ausschreibung für das Projekt am Schlossplatz, hat der Berliner Liegenschaftsfonds die Bauakademie jetzt auch von der Objektliste für die großen Immobilienmessen gestrichen. Die rote Plastikattrappe wird der Berliner Mitte damit erst einmal erhalten bleiben.
"Wir hatten die Bauakademie in Cannes nicht mehr dabei", sagte Irina Dähne, Sprecherin des Immobilienfonds, der taz. Es gebe derzeit keine weitere Perspektive für das - neben dem Stadtschloss - zweitwichtigste Kulturbauprojekt in der Stadt. Die Suche nach einem Bauträger für den auf bis zu 45 Millionen Euro geschätzten Wiederaufbau wurde gestoppt. Die "Mipim" in Cannes vom 8. bis 11. März 2011 ist eine der größten Messen für Gewerbeimmobilien.
Nach Auskunft von Dähne muss über die Zukunft der Bauakademie nun wieder der Senat entscheiden. Wenn dieser ein anderes Konzept erarbeite und an den landeseigenen Vermarkter herantrete, "werden wir wieder aktiv". Damit sei aber so bald nicht zu rechnen, orakelte die Sprecherin.
Die Ursachen für den Flop liegen laut Dähne in den strengen Vorgaben des Landes Berlin. Danach sollte der Investor das Projekt finanzieren und originalgetreu wieder aufbauen. Drei Viertel der Fläche aber sind reserviert als Nutzung für den Bauakademie-Förderverein und sein geplantes Architekturzentrum. Nur ein Viertel darf kommerziell genutzt werden. Eine Investition "unter solchen Prämissen" funktioniere am Markt nicht, so die Sprecherin. Für fast jeden Projektentwickler sei dieses Konzept "unwirtschaftlich".
Seit 2001 setzen sich der Förderverein, bekannte Architekten, Bauhistoriker, Denkmalschützer und das Land dafür ein, dass Karl-Friedrich Schinkels Meisterwerk - der 1836 erbaute und 1963 abgerissene "rote Kasten" - rekonstruiert wird. Beim Bieterverfahren des Liegenschaftsfonds hatte 2008 der Unternehmer Hans Wall ein Angebot vorgelegt. Er bot an, die Baukosten bis zu einer Maximalsumme von 20 Millionen Euro zu übernehmen. Für mögliche Mehrkosten sollte das Land aufkommen. Diese Bedingung akzeptierte Berlin nicht. Weitere Gebote wie das der privaten Berliner Baugesellschaft Am Schinkelplatz, die Anfang des Jahres 2011 die Flächen erwerben und mit dem Erlös einer benachbarten Wohnbebauung die Bauakademie refinanzieren wollte, haben sich als unrealistisch erwiesen.
Während die Oppositions-Fraktionen im Abgeordnetenhaus den Senat für die Schwierigkeiten bei der Vermarktung verantwortlich machen und auf andere Nutzungs- und Finanzierungsmodelle drängen, mauert Klaus Wowereit (SPD). Er bedauere zwar, dass der Wiederaufbau der Bauakademie nicht vorankomme. Aber das Land könne "kein Geld oben drauflegen", betonte der Regierende Bürgermeister. Wowereit ließ offen, ob die bestehende Aufteilung für das vierstöckige Bauwerk mit 75 Prozent Fläche für den Förderverein korrigiert werden sollte.
Für Thomas Flierl (Linke), stadtentwicklungspolitischer Sprecher seiner Fraktion, muss der Senat aus den gescheiterten Verkaufsbemühungen die Konsequenzen ziehen. Es sei deutlich geworden, "dass es Fördervereine und Private nicht schaffen". Es müsse nach Wegen gesucht werden, wie die "öffentliche Hand Bauherr wird". Die ehemalige Bauakademie sei auch Preußische Bauakademie gewesen, erinnerte Flierl. Darum könne der Bund mit in die Verantwortung für einen Wiederaufbau genommen werden. Dies sichere auch eine komplett öffentliche Nutzung.
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