Schießerei in San Bernardino: 14 Tote, 17 Verletzte
Ein Paar schießt in einem Sozialzentrum um sich. 14 Menschen sterben, 17 werden verletzt. Auch die Täter sterben später. Ihre Motive sind unklar.
„Ist dies ein terroristisches Ereignis? Wir wissen es nicht“, sagte David Bowdich, FBI-Mitarbeiter in Los Angeles. Schon gegen Mittag hatte der Polizeichef von San Bernardino, Jarrod Burguan, bei einer ersten Pressekonferenz erklärt, die Täter seien „vorbereitet, wie zu einer Mission“ in die Anlage in San Bernardino gekommen, wo 670 Menschen in mehreren Gebäuden arbeiten und Kinder und Erwachsene betreuen.
Handy-Videos von der Evakuierung zeigen Frauen und Kinder, die mit erhobenen Händen und vor Angst zitternd durch die Gänge gehen. Schwer bewaffnete Polizisten eskortieren sie. Ein anderes, eher aufgenommenes Video zeigt Polizisten, die auf das Gebäude zulaufen. Gefilmt hat eine Krankenschwester, die an einer Weihnachtsfeier in dem Zentrum teilnahm. Im Hintergrund des Videos ist Lachen zu hören. Als sie zu filmen beginnt, glaubt die Krankenschwester noch, dass es sich um eine Übung handelt. Dann versteht sie, dass es der Ernstfall ist.
Die schwer bewaffneten und maskierten Täter kamen nach Angaben von Polizeichef Burguan um 11 Uhr morgens in einen Versammlungsraum in der Anlage und eröffneten sofort das Feuer. In dem Raum waren zahlreiche Menschen, einige von ihnen saßen in Rollstühlen. Nach unterschiedlichen Berichten handelte es sich um zwei oder drei Täter. In den Nachbarräumen des Zentrums gingen Menschen unter ihren Schreibtischen in Deckung. Sie baten ihre Angehörigen per SMS, für sie zu beten und flüsterten in Telefone.
Mutmaßliche Täter identifiziert
Nach der Schießerei nahm die Polizei eine flüchtende Person fest. Zunächst war unklar, ob sie tatverdächtig war. Mehrere Stunden nach dem Massaker kam es zu einem Schusswechsel mit zwei Insassen eines schwarzen SUV in einem Wohngebiet. Bei der Verfolgungsjgad sollen die beiden Sprengstoff aus ihrem Wagen geworfen haben. Bis zum späten Abend befanden sich San Bernardino und das Wohngebiet Redlands im Ausnahmezustand.
Stunden nach der Schießerei konnte die Polizei die beiden getöteten mutmaßlichen Täter identifizieren. Es handele sich um einen Mann und eine Frau, die möglicherweise verheiratet oder verlobt gewesen seien, teilte Polizeichef Burguan, am Donnerstag mit. Unter Berufung auf Verwandte hieß es, die beiden seien verheiratet gewesen, die Frau 27 Jahre, der Mann ein Jahr älter gewesen. Die Polizei sagte, sie gehe nicht davon aus, dass es einen dritten Schützen gegeben habe. Das Motiv sei noch unklar. Auch Terrorismus werde nicht ausgeschlossen.
Der Mann und wurde als US-Bürger mit muslimischen Hintergrund beschrieben, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Polizeiangaben. Er soll seit fünf Jahren in der Sozialeinrichtung gearbeitet haben. Die Frau stammte möglicherweise aus Saudi-Arabien, berichtete die Los Angeles Times. Der Mann ist offenbar vor wenigen Monaten in Saudi-Arabien gewesen. Sein Arbeitskollege Patrick Baccari sagte am Donnerstag, der Verdächtige sei im Frühjahr für rund einen Monat in das Land gereist und mit einer Ehefrau zurückgekehrt. Als er zurückgekommen sei, habe sich herumgesprochen, dass er geheiratet habe. Die Frau habe er als Apothekerin beschrieben. Sie hätten ein Baby bekommen
Einer der beiden Schützen habe eine Feier in der Sozialeinrichtung besucht, sagte der Polizeichef weiter. Der Mann habe die Veranstaltung verlassen und sei später zurückgekehrt, um das Feuer zu eröffnen. Zuvor hatte bereits die Los Angeles Times berichtet, dass es auf einer Feier in der Einrichtung zu einer Auseinandersetzung gekommen sei. Eine beteiligte Person habe die Feier verlassen und sei später mit einem oder zwei bewaffneten Begleitern zurückgekehrt.
Das FBI prüft als Tatmotiv neben einem möglichen Arbeitsplatzdisput auch einen möglichen terroristischen Hintergrund. Der Angriff galt Polizeiangaben zufolge nicht behinderten Bürgern, sondern Mitarbeitern des örtlichen Gesundheitsamts, die auf dem Gelände einen Raum für ein Festessen gemietet hatten.
In der nahen Ortschaft Redlands untersuchten Polizisten mit Spezialgerät ein Wohnhaus, in dem einer der Täter gewohnt haben soll. Dort wurde Sprengstoff vermutet. Ein Roboter wurde in das Haus geschickt, um nach möglichem explosiven Material zu suchen.
In der Einrichtung „Inland Regional Center“ wird die Betreuung von Menschen mit Entwicklungsverzögerungen koordiniert. Die mehr als 670 Mitarbeiter bieten Programme für 30 000 Menschen an – vom Neugeborenen bis hin zu Senioren.
Die Schießerei in San Bernardino ist die tödlichste seit dem Massaker in der Schule Sandy Hook in Newtown in Connecticut vor drei Jahren. Erst am vergangenen Freitag hatte eine Schießerei in einem Familienplanungszentrum in Colorado Schlagzeilen gemacht. Dabei kamen drei Menschen ums Leben.
32.000 Tote jährlich durch Waffengewalt
In den USA befinden sich schätzungsweise mehr als 300 Millionen Schusswaffen legal in privatem Besitz. Es ist das auch im zivilen Leben am schwersten bewaffneten Industrieland der Welt. Grundlage für diesen massiven Schusswaffenbesitz ist ein Verfassungszusatz, der aus dem Jahr 1791 stammt. Damals war das Land gerade unabhängig geworden. Heute verteidigen Schusswaffenlobbies – allen voran die National Rifle Organisation (NRA) – sowie zahlreiche Politiker das Recht auf Waffenbesitz. Für viele Republikaner ist das Recht auf das Tragen einer Waffe ein Synonym für Freiheit.
Mindestens 32.000 Menschen kommen in den USA jährlich durch Waffengewalt ums Leben, wobei die Statistiken nicht immer genau sind, da nicht alle Vorfälle gemeldet werden. Unter ihnen sind Opfer von gezielten Schießereien, Unfällen, an denen nicht selten Kinder beteiligt sind, und Selbstmörder. In diesem Jahrzehnt ist Waffengewalt in den USA zur häufigsten Todesursache von jungen Menschen unter 26 Jahren geworden. Noch vor tödlichen Autounfällen.
Nachdem am Mittwoch erste Informationen über die Schießerei bekannt wurden, sprach Präsident Barack Obama in einem TV-Interview erneut von der Notwendigkeit von mehr Schusswaffenkontrolle. „Diese Dinge passieren hier häufiger als anderswo“, sagte er. „Wir sollten das nicht als Normalität akzeptieren. Wir wissen, was wir unternehmen können“. (mit reuters, dpa, ap)
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