Schauspielerin mit Trisomie 21: „Es stört mich nicht“
Carina Kühne ist Schauspielerin und mit Trisomie 21 geboren. „Das Downsyndrom ist keine Krankheit. Man leidet nicht darunter“, sagt sie.
Sie ist jung, lebt noch bei ihrer Mutter und träumt schon davon zu heiraten und ein Kind zu bekommen. Sie ist erst 18 Jahre alt – und sie hat das Downsyndrom. Um eine junge Frau im Film „Be my Baby“ geht es, gespielt von Carina Kühne. Was die beiden Frauen – Schauspielerin und Figur – verbindet, ist die Tatsache, dass beide mit Trisomie 21 zur Welt gekommen sind.
Carina Kühne, die in Berlin geboren ist, ist im hessischen Seeheim-Jugenheim zu Hause. Lange blonde Haare hat sie, und eine Fröhlichkeit, die sie nicht verbergen kann. Carina ist 31 und eine enthusiastische Frau mit großen Träumen, die sich Schritt für Schritt verwirklicht. Ihr Leben ist abwechslungsreich. Neben der Schauspielerei läuft sie als Model über den Laufsteg, sie spielt Klavier und taucht im Roten Meer. Sie schreibt Kurzgeschichten, Kinderbücher, Blogbeiträge und liebt lange Spaziergänge mit ihrem Hund Berry.
„Ich fühle mich nicht anders“, sagt sie. „Das Downsyndrom ist keine Krankheit. Man leidet nicht darunter.“
So schön das klingen mag – sie hat einen Weg hinter sich, der nur mit Willenskraft und viel Unterstützung vonseiten ihrer Familie gegangen werden konnte. Im Laufe ihrer Kindheit und Jugend musste sie immer wieder beweisen, was sie mit ihrer Behinderung erreichen kann: Ärzte, Lehrer und Behörden trauten ihr vieles nicht zu. Aufgeben aber kam nicht in Frage, im Gegenteil. Carina Kühne besuchte die Regelschule, absolvierte den Hauptschulabschluss und arbeitete danach in Arztpraxen, Kindergärten, Altersheimen oder Cafés.
Menschen mit Behinderungen fordern immer wieder: „Nichts über uns ohne uns!“ Jedoch sind sie in den Redaktionsräumen des Landes kaum vertreten. Zum internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember 2016 präsentiert sich die taz am Vortag als Ergebnis einer „freundlichen Übernahme“.
Darin erzählen Autor_innen von sich. Davon, dass sie nicht „an den Rollstuhl gefesselt sind“ oder „an ihrem schweren Schicksal leiden“. Davon, wie es ihnen im Alltag und im Beruf ergeht. Koordiniert wird die Übernahme von Leidmedien.de. taz.mit behinderung – am Kiosk, eKiosk und natürlich online auf taz.de.
Bis Regisseurin Christina Schiewe sie entdeckte und für eine Rolle in ihrem Film „Be my Baby“ gewinnen konnte. Seither ist Kühnes Leidenschaft für die Schauspielerei da – und bleibt, sie hofft auf weitere Angebote in Serien und Filmen. „Eine behinderte Prinzessin in einem Märchenfilm würde ich mir wünschen“, sagt sie.
Carina Kühne setzt sich für Inklusion ein. Sie setzt auf mehr Toleranz, Akzeptanz und ein Lebensrecht von Menschen mit Downsyndrom. Mit ihrer Arbeit will sie Menschen für diese Themen sensibilisieren. Sie hält Vorträge, berichtet von ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen mit ihrer Behinderung. „Ich habe nun mal das Downsyndrom und lebe damit. Ich weiß also nicht, wie es wäre, wenn ich es nicht hätte. Es stört mich nicht“, sagt sie.
Jahrgang 1978, ist Sängerin und Moderatorin in der Schweiz: vanessa-grand.ch
Carina Kühne ist für viele Menschen mit und ohne Behinderung ein Vorbild. Und vielleicht braucht es gerade dieses „Anderssein“, um sich aus der Masse hervorzuheben und etwas zu bewirken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen