Schauspieler Mads Mikkelsen: Von Helden, die schuldlos schuldig sind
Er ist der Mann mit den markanten Gesichtszügen. Für seine Figuren, die einen das Fürchten lernen, zeichnet die Europäische Filmakademie Mads Mikkelsen nun aus.
Die Rolle ist wie gemacht für Mads Mikkelsen. In der Verfilmung von Heinrich von Kleists Novelle "Michael Kohlhaas" gibt er den Titelhelden, den rechtschaffenen Pferdehändler, der, nachdem er von einem Junker übervorteilt worden ist, auf dem Justizwege nach Gerechtigkeit sucht. Als er kein Gehör findet, rekrutiert er ein Privatheer und zieht gegen den Junker ins Feld.
Sein Begehren nach Gerechtigkeit führt ihn - wie sollte es bei Kleist anders sein - in die Rache und damit in letzter Konsequenz dazu, dass er und alle anderen mit ihm untergehen. Verfilmt wird der Stoff in diesen Tagen als französisch-deutsche Koproduktion in der Regie von Arnaud des Pallières, die Handlung wird vom Brandenburgischen in die Cevennen verlegt, und Mikkelsen, der einstige Tänzer und Leichtathlet, der Mann mit dem durchtrainierten Körper und den markanten Gesichtszügen, wird sicherlich einen prächtigen Kohlhaas abgeben. Denn von Helden, die schuldlos schuldig werden, versteht er etwas.
Das hat auch die Europäische Filmakademie erkannt, die Mikkelsen, wie jetzt bekannt wurde, bei ihrer Preisgala am 3. Dezember für seinen Beitrag zum Weltkino ehren wird. Er verkörpere "immer wieder Figuren, die uns anziehen und zugleich das Fürchten lernen", heißt es in der Begründung.
Einem internationalen Publikum bekannt wurde der 45 Jahre alte, aus einer Kopenhagener Arbeiterfamilie stammende Mikkelsen, als er 2006 den Gegenspieler von James Bond in "Casino Royale" gab. Zuvor konnte man ihn unter anderem in der schwarzen Komödie "Adams Äpfel" von Anders Thomas Jensen sehen, darin spielt er er einen Dorfpfarrer, der sich mit Neonazis anlegt.
Am meisten Eindruck macht er, wenn ihn der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn verpflichtet. In dessen Drogenthrillern "Pusher" (1996) und "Pusher II" (2004) übernimmt er Hauptrollen, in der bluttriefenden Wikinger-Reverie "Valhalla Rising" (2009) gibt er er einen nordischen Gladiator, den die Zeitläufte nach Amerika verschlagen - unnachahmlich, wie Mikkelsen die Figur mit tribalistischen Tattoos, ausgeprägten Brust-, Bauch- und Armmuskeln und einer präkolonialen Melancholie ausstattet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!