: Schaufensterweb
Museumsnachwuchs für die Region stellt Schätze aus sieben Museen ins Netz
Ganz tief in die Archive und Keller sind sie hinabgestiegen, haben gestöbert, gebuddelt und schließlich so etwas wie „das Kunstwerk des Monats“ gefunden: „Weibliche Heilige“ etwa. Oder die „Emder Schaufenster um die Jahrhundertwende“. Beides haben 17 ehemals arbeitslose KulturwissenschaftlerInnen jetzt gefunden – und fürs Internet aufbereitet.
Ohne die Qualifikationsmaßnahme namens „musealog“ hätten sowohl die Heilige als auch das Schaufenster im Emder und Oldenburger Museum wohl noch länger auf Betrachter warten müssen. Auf Betrachter aus dem weltweiten web sowieso. Denn die meisten Museen kommen gar nicht dazu, ihre Schätze der Öffentlichkeit adaquät aufzubereiten. Gerade mal ein Drittel aller deutschen Museen nutzt derzeit moderne EDV-Möglichkeiten zur Dokumentation ihrer eigenen Sammlung, wie eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Museumskunde beklagt.
Musealog geht dabei sogar noch einen Schritt weiter: Nicht nur die Sammlung von sieben regionalen Museen zwischen Cloppenburg und Oldenburg wird aufbereitet. Die Absolventen featuren außerdem Teile des Inventars im Internet. Im Laufe der vergangenen fünf Jahre und der bisherigen fünf Musealog-Schulungen ist inzwischen ein bundesweit einmaliges regionales Internetportal entstanden, das einer virtuellen Museumspromenade durch das komplette Weser-Ems-Gebiet gleicht (www.musealog.de).
Aufgebaut wurde musealog ursprünglich als Qualifizierungsmaßnahme. Das Weiterbildungsprojekt hat inzwischen nicht nur 100 arbeitssuchende Geisteswissenschaftler für die Museen fit gemacht. Die sieben beteiligten Museen (das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, das Freilichtmuseum Cloppenburg, das Ostfriesischen Landesmuseum, das Schlossmuseum Jever, das Emslandmuseum Lingen und das Emslandmuseum in Papenburg) hat das Projekt auch zu einem festen Verbund zusammengeschweißt.
Und die Chancen der musealog-TeilnehmerInnern auf dem Arbeitsmarkt sind am Ende der elf Monate Archivwühlen und Digitalisieren gar nicht schlecht: Bis zu 70 Prozent der Absolventen kamen bundesweit im Museums- und Kulturbereich unter. Vielleicht auch, weil neben der Dokumentations– und Computertechnik ganz praktische Aspekte wie Fundraising, Sponsoring nicht zu kurz kamen. Die nächste musealog-Staffel beginnt übrigens im Herbst.
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Info: ☎ 04921 99 72 05 oder info@musealog.de.
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