Schalke im Achtelfinale der Champions League: Alle wieder ganz lieb
Nach dem 3:1-Erfolg gegen Trondheim herrscht Partystimmung auf Schalke. Die Pfiffe, die am Dienstag durchs Stadion hallten, sind vergessen.
GELSENKIRCHEN taz Das hat es noch nie gegeben auf Schalke. Weder unter Huub Stevens noch unter sonst wem. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte hat der FC Schalke 04 die Vorrunde der Champions League überstanden. Nach zwei untauglichen Versuchen in den 2001 und 2005 schafften es die Gelsenkirchener im dritten Anlauf. Und zur Premierenfeier hatten sich auch noch ganz handzahme Partytiger eingeladen: die Kicker von Rosenborg Trondheim.
Den Norwegern hätte ein Unentschieden gereicht, um die Party zu sprengen. Doch sie verhielten sich so, wie man es von höflichen Gästen erwartet. Sie waren gut drauf, spielten ein wenig mit, überließen aber den Gastgebern den spätabendlichen Auftritt im hellen Rampenlicht. Diese bedankten sich mit einem mühelos herausgespielten 3:1-Erfolg; der im Übrigen schon zur Halbzeit feststand. Gerald Asamoah (12. Minute), Rafinha (19.) und Kevin Kuranyi (36.) trafen locker gegen eine umhertorkelnde Gästeabwehr, Yssouf Koné (23.) konnte zwischenzeitlich verkürzen. Die zweiten 45 Minuten dienten nur noch dem lässigen Chill-out. "Wir waren immer in Aufbruchstimmung. Der Erfolg ist unglaublich wichtig", stimmte Trainer Mirko Slomka hinterher in die Party ein.
Vergessen, dass sich Manager Andreas Müller eigentlich ein "dreckiges 1:0" gewünscht hatte und Präsident Josef Schnusenberg befürchtete, Schalke könne wieder zum "Sauhaufen" der Liga werden - vor allem weil die Spieler Mladen Krstajic, Ivan Rakitic und Jermaine Jones bereits am Sonntag in einer Duisburger Disco den Einzug ins Achtelfinale vorfeierten, von einem so genannten Leser-Reporter eines Boulevardblattes mit dem Handy abgelichtet und daraufhin für die Champions-League-Partie suspendiert wurden.
Vergessen auch, dass Mirko Slomka bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung mit Pfiffen bedacht wurde. Wohl auch weil er gegen Rosenborg den Spieler Carlos Grossmüller aus Feld schickte, obwohl dieser wegen seines Ausrasters am Wochenende in Frankfurt für fünf Bundesligaspiele gesperrt wurde. Grossmüller selbst wurde übrigens auch ausgepfiffen.
Aber das spielte, wie gesagt, am späten Dienstagabend keine Rolle mehr. Die Mannschaft feierte nach dem Schlusspfiff mit Trikots von Krstajic und Rakitic in den Händen vor der Fankurve. Das Trikot von Jermaine Jones war nicht dabei. Der Neu-Nationalspieler wäre eh gesperrt gewesen. Manager Müller fand die gesamte Trikot-Aktion wohl auch ganz okay und kündigte an, dass die beiden Suspendierten im nächsten Bundesliga-Spiel gegen den 1. FC Nürnberg wieder mitwirken dürfen. Sie haben sich wieder lieb.
Was wohl auch an den zu erwartenden Einnahmen aus der kommenden Runde liegen dürfte. 12 Millionen Euro stehen im Raum. Dabei profitieren die Gelsenkirchener auch davon, dass sie die einzige deutsche Mannschaft sind, die den Sprung ins Achtelfinale geschafft hat. Nach Stuttgart verabschiedete sich auch Werder Bremen am Dienstagabend. Premiere und Co. senden nur noch in Königsblau. Hauptsponsor Gazprom wird dies gerne sehen.
Wie es aussieht, können die Schalker sich ihre eigentlich verkorkste Vorrunde doch noch schön trinken. Zumindest das Minimalziel in der Champions League wurde erreicht. Wenn es jetzt noch in der Bundesliga laufen sollte, drehen sie vermutlich völlig durch. "Wir sollten froh sein", trat Manager Andreas Müller dann also doch noch ein wenig auf die Spaßbremse. Und ob die erwarteten 12 Millionen in neue Spieler investiert werden, wollte er sich auch nicht entlocken lassen. Vielleicht reicht es ja auch, wenn die Kicker aus dem aktuellen Kader einfach nicht mehr so viel feiern würden - zumindest nicht dann, wenn sie sich außerhalb der Arena befinden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich