Schäden durch Wetterextreme: Klimawandel bedroht auch Deutsche
Die Versicherungsschäden durch Unwetter können wir bewältigen. Schlimmer ist, dass Wetterextreme auch bei uns zu einer Überlebensfrage werden könnten.
D as Klima erhitzt sich immer weiter, aber in Deutschland bleiben die versicherten Schäden übersichtlich. Zwar ist die Gefahr noch nicht vorbei, dass es in Niedersachsen und anderswo zu weiteren schweren Hochwassern kommt. Doch die Versicherungen haben schon Bilanz gezogen: Bisher lief das Jahr 2023 relativ glimpflich ab. Wetterextreme wie Sturm, Hagel und Überschwemmungen haben versicherte Schäden von voraussichtlich 4,9 Milliarden Euro verursacht.
Das entspricht dem langjährigen Durchschnitt. 4,9 Milliarden Euro klingt wie eine enorme Summe, aber diesen Betrag verkraften die Versicherungen mühelos. Nur zum Vergleich: Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte sich 2023 auf knapp 4.000 Milliarden Euro belaufen, sodass die versicherten Wetterschäden einem harmlosen Promille entsprechen.
Trotzdem wäre es falsch, wenn sich die Deutschen sicher fühlten, nach dem Motto: Die Klimakrise gibt es, aber nicht hier. Die Versicherungsdaten führen schon deswegen in die Irre, weil nicht jeder Schaden versichert ist. Bestes Beispiel ist das Ahrtal. Dort hinterließ 2021 ein zweitägiger Starkregen Schäden von enormen 28 Milliarden Euro, für die nun weitgehend der Staat aufkommen muss.
Zudem ist die Klimakrise tückisch. Die Wetterextreme steigen nicht linear, sondern es kann plötzlich zur Totalkatastrophe kommen. Schon jetzt ist es möglich, dass in den USA, Europa und Russland gleichzeitig eine lange Dürre auftritt und damit die weltweite Getreideernte ausfällt. Auch im reichen Westen würde sich abrupt die Frage stellen, wovon die Bevölkerung eigentlich leben soll. Alle hätten weiterhin ihre Handys, Autos und Häuser – aber fast nichts mehr zu essen. Niemand weiß, ob und wann eine solche Großdürre auftritt. Aber schon ihre Möglichkeit zeigt, dass es absurd wäre zu glauben, wir könnten uns dem Klimawandel „anpassen“. Nein, wir müssen ihn stoppen, wenn wir überleben wollen.
Leider ist diese Einsicht nicht weit verbreitet. Stattdessen glauben CDU, AfD und Sahra Wagenknecht, sie könnten Klimaschutz zu einer verirrten Idee der Grünen deklarieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Die Wahrheit
Glückliches Jahr