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Sauron saut rum

■ Zeni Geva und die Vibrators rocken heute abend im Wehrschloß

In der japanischen Unterhaltungskultur gibt es alles, was es auch in Amerika gibt – nur immer eine Spur schneller, extremer und gewalttätiger. Wo Hollywood den biederen Riesenaffen King Kong in New York Fensterscheiben zerstören läßt, wartet das Land der Extremunterhaltung mit dem Insel versenkenden Dinosaurier Godzilla auf. In Amerika rocken mit den Melvins, den Cows und ein paar anderen Kollegen die Bands mit den bislang schwersten und verzerrtesten Gitarren. Und natürlich setzt Japan auch hier noch einen drauf: Zeni Geva.

Genauso wie die telefonbuch-dicken japanischen Manga-Comics zeichnerisch darauf ausgerichtet sind, als extrem schnelle Bildfolgen ohne viel Text am Leser vorbei zu fließen, rasen Zeni Gevas Ackordfolgen ohne Punkt und Komma durch die Lieder. Ein Tritt auf den Verzerrer, und kreischend lautes, aber durchaus durchstrukturiertes Getöse erfüllt den Raum. Ist der Verzerrer wieder aus, scheint es fast eine Erlösung, denn die verwaschene Schwere dieses Riffs scheint zunächst keinerlei hörbaren Sinn zu machen. So mag es – zumindest für in extremer Gitarrenmusik ungeschulte Ohren – klingen, wenn Godzilla im Kampf gegen seinen ewigen Widersacher, das Weltraummonster Sauron, Tokio in Schutt und Asche legt. Die Intensität aber, die Wut, mit der jemand Gitarre spielt, fesselt auch Novizen schnell. Das Schleppende und den unerträglich lang im Raum stehenden Wummerakkord beherrscht das Trio um den Sänger und Staubsaugergitarristen Kazuyuki K. Null dabei genauso wie brachiale Hochgeschwindigkeitsattacken, so daß die Dröhnung wenigstens ansatzweise abwechslungsreich bleibt. Dank ihrer Kompaktheit erschüttern Zeni Geva, wo andere Metal-, Grindcore- oder Noisebands bloß lärmen.

Das Bonusprogramm für alle Punknostalgiker: Die englischen Vibrators, eine der vielen Punkbands der ersten Stunde, die wegen der Aussicht auf Freigetränke wiedervereinigt den Kontinent überschwemmen. L.R.

Ab 20 Uhr im Wehrschloß

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