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Saudischer Kronprinz über Israel„Recht auf eigenes Land“

Der Kronprinz Saudi-Arabiens, Mohammed bin Salman, gesteht sowohl Palästina als auch Israel das Recht auf ein eigenes Land zu. Notwendig sei ein Friedensabkommen.

Spricht sich für Normalisierung aus: Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud Foto: reuters

Washington dpa | Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat Israel das Recht auf ein eigenes Land zugesprochen. „Ich glaube, dass alle Menschen, überall, das Recht haben, friedlich in ihrem Staat zu leben“, sagte der 32-Jährige dem US-Magazin „The Atlantic“ in einem am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Interview. „Ich glaube, dass Palästinenser und Israelis das Recht auf ihr eigenes Land haben.“ Um für alle Stabilität zu gewährleisten und normale Beziehungen zu unterhalten, bedürfe es jedoch eines Friedensabkommens.

Das islamisch-konservative Königreich hat keine diplomatischen Beziehungen zu Israel, ist allerdings nach Einschätzung von Beobachtern grundsätzlich zu einer Normalisierung des Verhältnisses bereit. Gleichzeitig unterstützt es die Palästinenser.

Bin Salman sagte in dem Interview weiter, sein Land habe religiöse Sorgen wegen des Schicksals der heiligen Moschee in Jerusalem und wegen der Rechte der Palästinenser. Er fügte hinzu: „Wir haben keine Einwände gegen andere Menschen.“ Israel sei eine große und wachsende Wirtschaftsmacht und es gebe natürlich viele Interessen, die man miteinander teile. Wenn es Frieden geben würde, würde es viele gemeinsame Interessen zwischen Israel und dem Ländern des Golf-Kooperationsrats wie Ägypten und Jordanien geben.

Mohammed bin Salman, Sohn von König Salman, gilt als eigentlicher starker Mann in dem sunnitischen Königreich. Bestimmt wird die außenpolitische Doktrin des sunnitischen Königshauses vor allem von einem Faktor: der Konkurrenz zum schiitischen Nachbarn Iran, den Riad als Erzfeind betrachtet.

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14 Kommentare

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  • Immerhin ein Fortschritt, dass der Saudi 70 Jahre nach Staatsgründung den Juden ihren eigenen Staat zugesteht. Da sollten sich Hamas & friends eine Scheibe von abschneiden statt - wie heute wiederan der Grenze Gaza-Israel zu sehen war - Randale gegen israelische Grenzschützer zu machen. So sieht ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis nicht aus.

  • Es ist noch weit verfrüht, bei Saudi Arabien von Tauwetter zu sprechen, nur weil ein paar winselweiche Reformen angesprochen wurden.

     

    Eher wird der Iran wieder freiheitlich-demokratisch und in den arabischen Ländern, die derzeit im islamistischen Chaos versinken werden wieder Strukturen, die dem Baatismus nahestehen, die Politik bestimmen.

  • Eine gute Inititiative.

  • Wo hört Israelkritik auf und fängt Antisemitismus an?

    Eine wichtige Frage an die Deutschen, Zeugen der Shoah.

    Die radikaltheologisch begründete Landnahme gegenüber den Palästinensern ist völkerrechtlich nicht zu begründen und es stellt sich die Frage ob die jüdische Gemeinde Israel, das Gedenken und die Andacht an den Holocaust nicht missbraucht.

    • @Pele :

      Landnahme? Sie stellen es so hin, als hätten Juden aus Europa und sonstwo die Araber überfallen und sich deren Land unter den Nagel gerissen. Falsche Darstellung der historischen Fakten. In Palästina lebten Juden seit ca. 1250 vor Christus - lange bevor Römer und Araber die Juden vertrieben. Im Zuge der Pogrome im 19. Jahrhundert wanderten wieder verstärkt Juden ins Mandatsgebiet Palästina ein und erwarben rechtmäßig Land. Es wanderten Juden auch in die USA ein aufgrund des Antisemitismus in Europa. Hätte es den Staat Israel vor 1948 gegeben, wären Millionen von Juden in Europa nicht in den Vernichtungslagern gelandet. Der Teilungsplan sah vor, aus dem einstigen Palästina eine Heimat für Araber und Juden zu schaffen. Wer war dagegen? Die Araber. Und heute lamentieren sie und versuchen 70 Jahre später noch immer den rechtmäßigen Bewohnern und dem Land Israel das Existenzrecht abzusprechen. Und in diesen israel- und judenfeindlichen Chor mischen sich die Nachfahren jenes Volkes, das für den millionenfachen Mord der europäischen Juden verantwortlich war.

      • @Nicky Arnstein:

        Willkommen im dritten Jahrtausend okzidentaler Zeitrechnung.

    • 9G
      97796 (Profil gelöscht)
      @Pele :

      Was gab's denn für eine Alternative? Im Nacken der Holocaust und in der angestammten Heimat die Palästinenser, die auch noch zum Teil mit Nazis kollaborieren und damals schon zutiefst antisemitisch waren, wo es noch garkein Israel gab. Was hätten Sie in all Ihrer Weisheit denn getan?

      • @97796 (Profil gelöscht):

        Dritte Reich war die Hölle auf Erden. Damit scherzt man nicht. - Richtig!!

        • @Pele :

          "Das Mahnmal der Schande" ist ein gesprochenes Mahnmal der Schande.

          Es gibt Sachen das sind rote verbale Linien. Daher ist es schlimm,

          dass soetwas ungestraft in einer deutschen Landesregierung Platz nehmen

          darf.

          Ich fand es gut was unser Ortsverein von (jaa..) die Linke im letzten

          Jahr zum 8.Mai - Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus für eine Aktion

          gebracht hat. Eine Verhüllung der Gefallene Soldatengedenksteine

          beider Weltkriege verbunden mit dem Gedenken an alle von Terrorherschaft

          bedrohte Menschen des dritten Reiches.

          Sinti-Roma, Lesben, Schwule, Kommunisten (linksgrün versiffte), Polen und

          Russen bis hin zu von Verwandten 1. Grades einfach Denunzierten und den

          ehemaligen jüdischen Mitbürgern in Deutschland und Europa.

          Gedenken an die von den Soldaten der Wehrmacht ermodeten Menschen.

           

          Jetzt in der EU kann und sollte dieses Thema daher immer ein deutsches

          Anliegen darstellen, Antinationalsozialismus als Entwicklungsziel.

          Spannungen in Ex-Jugoslawien. Flaute in Bulgarien, nachhaltige Entwicklung

          in Rumänien.. Friedliche Öffnung gegenüber dem Osten, wozu auch Russland

          zählt und die Türkei. Wiedergutmachung an den Tzigane. Sozial solidarisch

          demokratisch ökologische Gesellschaftsentwicklung als kooperativ integrierendes

          Entwicklungsziel. Vereinigte Staaten von Europa in friedlicher Kooperation mit seien

          Nachbarn 2020.

  • 6G
    6028 (Profil gelöscht)

    Offenbar ist bin Salman zumindest in Teilen ein Realist.

     

    Die Saudis haben es in einem guten halben Jahrhundert auch mit Abermilliarden Überschusseinnahmen aus der Ölförderung und dem Versuch amerikanischer Hilfe nicht geschafft, eine nachhaltige Ökonomie aufzubauen oder eigene Waffensysteme herzustellen.

     

    Im Vergleich hierzu ist der religiöse und politische Konkurrent Iran trotz internationalen Boykotts wesentlich erfolgreicher.

     

    Israel hat gezeigt, dass es in diesen Bereichen wesentlich effektiver ist, und mit dem saudischen Geld höhere Renditen erwirtschaften, bzw. den Saudis effektive Waffen zur Verfügung stellen könnte.

     

    Bleibt noch die Sache des arabischen Stolzes, da der Westen den palästinensischen Brüder das Land weggenommen hat, brauchen die halt auch eine Karotte: einen eigenen Staat.

     

    Wie das Ganze praktisch funktionieren soll (bei all den Partikulärinteressen), bleibt natürlich erst mal unklar.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @6028 (Profil gelöscht):

      Die Saudis haben bis jetzt vermutlich keine Notwendigkeit gesehen, nachhaltig etwas aufzubauen, da das Geld von selbst in die Kasse gespühlt wurde.

       

      Nun zeichnet sich langsam ein Ende davon ab und Saudi-Arabien könnte seine priviligerte Position in absehbarer Zeit verlieren.

       

      Das sehen auch die saudischen Machthabenden und versuchen gegenzulenken, was erfreulich ist.

       

      Lieber einen pragmatischen Heuchler in einer Machtposition, als einen fundamentalistischen Irren.

       

      Ob Mohammed bin Salman wirklich bereit ist, eine grundlegend andere Politik zu machen, wird sich noch zeigen. Das kann ich aus der Entfernung nicht wirklich beurteilen und bleibe kritisch.

       

      Immerhin äusserte er sich vor kurzem zu Verhüllung der Frau: Nach seiner Auffassung sehe die muslimische Rechtsprechung, die Scharia, keine Verschleierung vor. Festgelegt sei lediglich, dass Frauen "dezente und respektvolle" Kleidung tragen müssten, ebenso wie Männer. Das setze nicht unbedingt die Abaya, also die traditionelle schwarze Robe, oder eine schwarze Kopfverhüllung voraus"Die Entscheidung, welche dezente und respektvolle Kleidung sie tragen wollen, liegt vollständig bei den Frauen."//http://www.zeit.de/politik/ausland/2018-03/saudi-arabien-mohammed-bin-salman-frauen-kleidung-reform

       

      Das sind immerhin ein paar Schritte in die richtige Richtung, auch wenn man nicht vergessen sollte das Saudi-Arbabien bis jetzt trotzdem einer der repressivsten Staaten der Welt ist

  • Warum wird überall betont, dass er Israel das Recht auf einen Staat zugesteht? Im gleich Satz hat er auch den Palästinensern dieses Recht zu gestanden, das wird unter den Tisch fallen gelassen.

    • @Thomas Fluhr:

      Weil das von den arabischen Ländern ja auch nie bestritten wurde.

       

      Allerdings gab es 2002 schon mal eine arabische Friedensinitiative, die Israel anerkannt hätte, das ist jetzt alles nicht neu.