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Saudi Aramco wertvollstes UnternehmenÖl wirft mehr ab als iPhones

Der Ölkonzern Saudi Aramco überholt Apple als teuerstes Unternehmen der Welt. Das veranschaulicht, wer von den derzeitigen Krisen profitiert.

Ölraffinerie und Ölterminals von Saudi Aramco in Saudi-Arabien Foto: Ahmed Jadallah/reuters

Berlin taz | Wie zynisch Marktlogik funktionieren kann, wurde am Mittwochabend ein weiteres Mal deutlich. Am Ende des Börsentags war der saudische Ölkonzern Saudi Aramco mit 2,42 Billionen Dollar Marktkapitalisierung wertvollstes Unternehmen der Welt geworden. Das Staatsunternehmen überholte damit nach 2020 erneut den iPhone-Hersteller Apple, dessen Anteile zusammengerechnet „nur noch“ 2,37 Billionen Dollar wert sind.

Die Ablösung dokumentiert, wie unterschiedlich die derzeitige Weltlage verschiedene Branchen trifft: Für die US-amerikanischen Tech-Giganten kommen in den letzten Monaten so ziemlich alle denkbaren Misslichkeiten zusammen.

Coronabedingte Lieferkettenengpässe, insbesondere der anhaltende Mangel an Mikrochips, halten die Produktion schon seit 2020 auf. Die russische Invasion in der Ukraine hat das Problem sogar verschärft. Rund 50 Prozent des weltweit produzierten Neons, eines für die Chipherstellung unerlässlichen Gases, stammten bislang aus der russischen Stahlproduktion und wurden anschließend in der Ukraine veredelt.

Der durch den erneuten chinesischen Lockdown verursachte Schiffsstau vor Schanghai stellt einen weiteren gigantischen Bremsklotz für die lang ersehnte Normalisierung der globalen Lieferketten dar. Die harten Coronamaßnahmen Chinas lassen zudem wieder einmal einen Gutteil der globalen Nachfrage wegfallen.

Ölkonzerne profitieren vom Krieg

Während die Geschäftsaussichten für die kommenden Monate also ohnehin mies sind, hat die US-Notenbank Fed in der vergangenen Woche auch noch deutliche Zinserhöhungen angekündigt, um die Inflation zu bekämpfen. Doppelt schlecht für Apple: Für den Konzern werden Kredite und damit Investitionen in neue Vorhaben teurer. Und für In­ves­to­r*in­nen werden andere Finanzanlagen, beispielsweise Anleihen, attraktiver. Folglich verkaufen diese vermehrt Tech-Aktien.

Dagegen profitiert Saudi Aramco von steigenden Ölpreisen infolge des Krieges – und damit genau von der Inflation, die sämtliche andere Industrien vor Kostensteigerungen und Nachfrageeinbrüche stellt. Der Konzern, der zu mindestens 94 Prozent dem saudischen Staat gehört, hat seinen Gewinn 2021 mit 110 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Ähnlich wie andere Ölkonzerne.

Was auch offensichtlich wird: Ökologische Kosten preisen Börsenkurse wenig bis gar nicht ein. Nachdem just diese Woche For­sche­r*in­nen ausgerechnet haben, dass schon 2026 die 1,5-Grad-Schwelle überschritten sein könnte, ist nun also ein Ölförderer die Nummer eins der Welt.

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2 Kommentare

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  • Die globale Zockerbande wettet gerade massiv auf fossil. Das heisst im Umkehrschluss, dass sie den Regierungen und der ganzen Quasselbude der COPs nicht zutraut, wirklich ernst zu machen.

    Dass die Höhe der CO₂-Zertifikate ein Witz ist.

    Dass sie zuversichtlich sind, dass ihre Lobbyisten gut in den Maschinerien unserer Regierungen eingebettet sind.

    Ich hatte diese Links [1] [2] bereits zum Besten gegeben. Traurige Lektüre.

    Der Druck kann nur von der Strasse kommen.

    Wehe, es jammert wieder mal wer darüber, dass sich die jungen Leute an die Strasse festkleben. Oder Bagger besetzen. Oder sonst was.

    Die haben sowas von Recht.

    [1] www.theguardian.co...-breakdown-oil-gas



    [2] www.theguardian.co...crisis-fossil-fuel

    • @tomás zerolo:

      "Die globale Zockerbande wettet gerade massiv auf fossil."



      Tja, das ist eben die Folge davon, wenn man meint einen Lieferanten um alles in der Welt boykottieren zu müssen - dann wittern die Alternativlieferanten Morgenluft.



      "...dass ihre Lobbyisten gut in den Maschinerien unserer Regierungen eingebettet sind."



      Naja, kürzlich wurden ja ein paar andere Lobbyisten gut in die Maschinerie unserer Regierung eingebettet - Braunkohle statt Öl, für E-Autos und Wärmepumpen.



      "Wehe, es jammert wieder mal wer darüber, dass sich die jungen Leute an die Strasse festkleben."



      Naja, der Sekundenkleber (Cyanacrylat) ist ja vegan, reines Erdölprodukt. Kriegt man mit Bioethanol wieder weg... äh... ganz böse, das ist ja nachwachsend und klaut Ackerfläche. Lieber Aceton nehmen, das wird im Cumolhydroperoxid-Verfahren hergestellt, auf rein veganer Erdölbasis...