Saubere Sache in Mitte: Flussbad schwimmt im Geld
Neues Bundesprogramm fördert Baden in der Spree mit 2,6 Millionen Euro.
Es klang immer wie eine spinnerte Idee. Schwimmen in einem Spree-Flussbad? In dieser Plörre? Derzeit ist das eher eine gruselige Vorstellung. Schon Ende der 90er Jahre war davon zu lesen – genau wie von diversen Hochhäusern, Riesenrädern und anderem, das nie Wirklichkeit wurde. Seit diesem nieselig-grauen Dienstag aber schwimmt die vermeintlich spinnerte Idee im Geld: 2,6 Millionen Euro fließen dafür aus einem neuen Bundesprogramm, mit Mitteln vom Land Berlin kommen bis 2018 fast vier Millionen Euro zusammen.
Der Verein Flussbad e.V. treibt das Projekt seit 2012 voran, nachdem es bereits 1998 ein erstes Konzept gab. Der Plan ist, den Spreekanal, also jenen Arm, der südlich an der Museumsinsel vorbei läuft, auf 750 Meter Länge zwischen Schloßplatz und Bodemuseum schwimmbar zu machen. Das soll mit Schilfabschnitten als Filter möglich sein. Aus den Ufermauern sollen langgestreckte Freitreppen werden, für jeden frei zugänglich. Wie viel sich allein mit Schilf erreichen lässt, erzählen immer wieder Besucher des Schlachtensees, die aus Vor-Schilf-Zeiten ein ganz und gar nicht so klares Wasser wie gegenwärtig kennen.
Bei der Spree wird es offenbar trotz der Millionenförderung noch einige Zeit dauern, bis die Idee Realität wird. „Wann wir anbaden können, das wissen wir zum jeztigen Zeitpunkt noch nicht“, sagt Flussbad-Pressesprecherin Barbara Schindler. Als treibende Kraft hinter der aktuellen Millionenspritze sieht sich die CDU, üblichweise nicht vorne weg auf der Öko-Kreativwelle. „Das ist auch ein Erfolg für unsere Abgeordnetenhausfraktion, die das Potenzial erkannte und beschloss, die Flussbad-Initiative rechtlich und organisatorisch zu unterstützen“, sprudelt es aus dem Spandauer Bundestagsabgeordneten und Berliner CDU-Generalsekretär Kai Wegner. Er gehört auch der Jury des Bundesprogramms an, die an das Flussbad und 20 weitere Projekte insgesamt 50 Millionen verteilte.
Vielleicht klappt es mit dem Anbaden bis zur nächsten Schwimm-Europameisterschaft. Bei den diesjährigen Titelkämpfen beschwerte sich Deutschlands bester Freiwasserschwimmer Thomas Lurz bitterlich, dass die Wettkämpfe fernab der City in Grünau abliefen. Er konnte sich gut einen Kurs um die Museumsinsel vorstellen. Bekommt Berlin die EM im bisherigen Takt zugesprochen – vorher war es 2002 – wären die Titelkämpfe 2026 erneut in der Stadt.
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