■ Rosi Rolands Bremer Klatschgeschichten: Sauber gemacht, Henning!
Handwerkliche Wertarbeit findet bei mir und meinen Kolleginnen immer schon Anerkennung. Denn wir als Reinigungsfachkräf-te gehören ja einem ehrbaren Handwerksberuf an. Da weckt es immer unser Interesse, wenn eine Arbeit sauber abgeliefert wird. Gelegenheit zur Bewunderung lieferte diese Woche mein oberster Boss, der lange Henning. Bekanntlich war die SPD in Bremerhaven auf der Suche nach einer Nachfolgerin für die tödlich verunglückte Senatorin Hilde Adolf. Henning Scherf natürlich auch. Aber vor allem die Bremerhavener SPD, weil die – Tradition ist heilig – schon immer mindestens einen Senatsstuhl besetzt hat. Fleißig haben sie gesucht und sogar jemanden gefunden. Zum Beispiel Ilse Janz, die als parlamentarische Geschäftsführerin im Bundestag den Umzug ihrer Fraktion nach Berlin gemanagt hat.
Doch ist sie Henning zu schnippisch. Naja, in der Bremerhavener SPD ist die auch nicht gerade superbeliebt, so dass die Genossen dort sich nicht sehr für die rote Ilse eingesetzt haben. Daraufhin kamen die Bremerhavener auf einen Nicht-Genossen, den Anwalt Manfred Ernst, Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Ocean-Park in Bremerhaven. Als ihm die Bremerhavener SPD-Genossen Ernst präsentierten, soll der lange Henning richtig geschäumt haben, denn den mag er überhaupt nicht.
Und dann hat er gezeigt, was saubere handwerkliche Arbeit ist. Insgeheim hat er nämlich die Karin Röpke für den Senatsposten ausgeguckt. Gesagt hat er den Bremerhavenern davon nichts, sondern sie in Sicherheit gewiegt, er suche eine bundesweit bekannte Persönlichkeit. Und während die Bremerhavener noch gegrübelt haben, wen sie denn noch aus dem Hut zaubern könnten, hat der seiner Küchenkabinettsdame Birgit Rambalski gesagt, sie wüsste schon, wen sie jetzt informieren müsste. Und das hat sie auch durch einen oder zwei Anrufe bei der Bremer Journaille getan. Erstens hat sie (ganz im Vertrauen) gesagt, die Karin Röpke sei Hennings Wunschkandidatin, und außerdem hat sie gesagt, die Bremerhavener wollten den Manfred Ernst, der ja ein ganz unmöglicher Kerl sei. Mit dem ersten Namen waren die Pflöcke eingeschlagen, mit der Nennung des zweiten war der, wie man in der Branche so gern sagt, verbrannt. Echt gut gemacht, das Ding. Jetzt sind die Bremerhavener richtig sauer. Als dann der lange Henning im Weser-Kurier treuherzig versicherte, das mit der frühzeitigen Namensnennung tue ihm leid, er habe damit nichts zu tun, kochte in der kleinen Schwesterstadt die sozialdemokratische Seele fast über. Dafür hat der lange Henning einen neuen Namen. Den „langen Lügenbär“ nennen sieihn jetzt.
Ungerecht findet das Ihre
Rosi Roland
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