Saskia Hödl über die österreichische FPÖ nach ihrer Wahlniederlage: Rechts ist die neue Mitte
Es war der erfolgreichste Wahlkampf, den die FPÖ je geführt hatte. Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten, und so wird seit der Stichwahl gemunkelt, dass es mit der knappen Wahlniederlage des österreichischen Präsidentschaftskandidaten Nobert Hofer nun auch für den FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache eng werden könnte.
Strache war immer die Galionsfigur der Blauen, doch Hofer war es nun, der den Wählern besonders gefiel: als „netter Rechter von nebenan“. Dieser ausgeglichene Mann mit seinem betulichen Lächeln – da vergisst man schon mal, dass er gerne seine Glock 26 bei sich trägt. Neben ihm wirkt Strache wie ein Raufbold.
Deshalb ließ es aufhorchen, als Hofer nach der Stichwahl im Wiener Prater zwischen FPÖ-Anhängern und Bierbänken sagte, dass er Strache unabhängig vom Wahlausgang auf seinem Weg ins Kanzleramt unterstützen werde. Das ließ tief blicken: Denn niemand hatte diese Unterstützung bis dahin infrage gestellt.
In der ersten Pressekonferenz nach der Wahl demonstrierten Hofer und Strache deshalb Einigkeit und ließen auch schon – geschickt als Medienrüge verpackt – anklingen, welchen Kurs sie in Zukunft einschlagen wollen: Die FPÖ sei mitnichten eine rechtsextreme, sondern vielmehr eine Mitte-rechts-Partei – das zeige doch schon das knappe Ergebnis, so Strache. Die FPÖ wird den Österreichern und ihrer Regierung also künftig bei jeder Gelegenheit mit dem Wahlergebnis vor der Nase herumwedeln.
Doch auch Deutschland sollte weiterhin ein wachsames Auge auf die Freiheitlichen aus dem Nachbarland haben. Bestätigte Strache doch, dass AfD-Chefin Frauke Petry am Wahltag mit ihnen feierte und man seit einigen Wochen die AfD als Partner auf europäischer Ebene sehe. Hofer riet den befreundeten Rechtsparteien der EU denn auch, „in der Mitte der Gesellschaft zu bleiben“. Sollte Frauke Petry also bald stets nur betulich lächeln, weiß man, woher der Wind weht. Aus der „Mitte der Gesellschaft“.
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