Salafisten werben um Flüchtlinge: Getarnt als humanitäre Hilfe

Seit Oktober 2015 haben Salafisten in mindestens 340 Fällen versucht, Kontakt zu Flüchtlingen aufzunehmen. Sie verteilen Gebetsteppiche, Nahrungsmittel und Geld.

Eine syrische Frau füttert ihr Kind

Nur wer versorgt ist, hat es nicht nötig, auf die Angebote der Salafisten einzugehen Foto: dpa

ESSEN/DÜSSELDORF epd | Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Zahl der Anwerbeversuche von Salafisten bei Flüchtlingen steigen wird. „Perspektivisch ist von einer Zunahme dieser Aktivitäten auszugehen“, heißt es in einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Parlamentsanfrage, über die die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe berichteten. Seit Oktober 2015 sind demnach mehr als 340 Fälle bekannt, in denen Salafisten versuchten, Kontakt zu Flüchtlingen aufzunehmen.

Mehr als die Hälfte davon ereignete sich dem Bericht zufolge an Flüchtlingsunterkünften oder in deren Umfeld. Die Kontaktaufnahme geschehe „unter dem Deckmantel humanitärer Hilfsangebote“, hieß es. So verteilen Islamisten nach Angaben der Bundesregierung etwa Gebetsteppiche, Nahrungsmittel und Geld an Flüchtlinge. Besonders anfällig für Versprechen von Islamisten seien unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, kritisierte, dass die Bundesregierung keine neuen Ideen entwickle, um der Propaganda von Salafisten entgegenzuwirken. „Dazu gehört auch, den Flüchtlingen eine rasche Integration in Deutschland zu ermöglichen und der Salafistenhetze damit weiteren Boden zu entziehen“, sagte sie den Funke-Blättern.

Derweil stieg die Zahl der potenziellen islamistischen Gewalttäter, die das Bundeskriminalamt (BKA) unter Beobachtung hat, auf aktuell 523. Im Juni ging das BKA noch von 501 Personen aus. Die Hälfte dieser sogenannten Gefährder halte sich in Deutschland auf, davon säßen etwa 80 in Justizvollzugsanstalten, sagte BKA-Chef Holger Münch der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post. „Es bleiben also rund 180 Personen.“ Für den Umgang mit diesen Extremisten verfüge das BKA über ein „abgestimmtes Maßnahmenpaket“.

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