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SPD-Politiker Carsten BrosdaBeerbt er die Kulturbeauftragte?

Schafft die CDU es nicht in die nächste Bundesregierung, ist wohl auch Monika Grütters ihren Job los. Carsten Brosda scharrt schon mit den Hufen.

Carsten Brosda, Kultursenator von Hamburg, will nach oben Foto: Chris Emil Janssen/imago

Berlin taz | Im daueraufgeregten Hauptstadtpolitgehege pflegt man gewöhnlich Dinge, die außerhalb Berlins geschehen, eher gering wahrzunehmen. München, Frankfurt, Köln oder Hamburg – alles nur Regionalliga. Das gilt auch für Ansprüche, zumal jetzt, da die Union nicht mehr automatisch das Kanzleramt zu besetzen verspricht. Dann steht auch der Posten der mächtigsten Kulturpolitikerin zur Disposition, der von Monika Grütters nämlich. Einer Frau, gegen die niemand offiziell ein böses Wort sagen würde, denn sie verfügt wie keine sonst über Einfluss, Stellen und Gelder.

In Hamburg scharrt in dieser Hinsicht aber einer mit den Hufen, und er würde es mit der Berliner CDU-Politikerin in puncto Mandarinhaftigkeit locker aufnehmen können: Carsten Brosda, Kultursenator Hamburgs.

Brosda ist so gut vernetzt in die Kulturszene wie kaum jemand sonst. 1974 in Gelsenkirchen geboren, diente der promovierte Medienmann viele Jahre in der Berliner SPD-Zentrale und arbeitete von 2005 bis 2009 für die Bun­des­arbeitsmi­nis­te­r Franz Müntefering und Olaf Scholz.

Seit 2017 ist er Kultursenator von Hamburg, kein elektrisierendes Amt, aber durch Bücher mit Titeln wie „Die Kunst der Demokratie: Die Bedeutung der Kultur für eine offene Gesellschaft“ und, aktuell, „Ausnahme/Zustand. Notwendige Debatten nach Corona“ profilierte er sich als Irgendwie-zwischen-den-Stühlen-Sitzender, der alles begrübelt, was im gehobenen Latte-Milieu just so an Furchtsamkeit und Bedenklichkeiten wabert. Immer kritisch, klar. Alle Bücher atmen den Geist vom trivialst Ungefähren – alles eben richtig, nie etwas falsch.

Große Worte für noch mehr Geld

In der Zeit der vorigen Woche erschien ein Text von ihm mit Co-Autor Olaf Scholz unter der Überschrift „Für den Schulterschluss von Geist und Macht“, darin auch die Passage zu dem, was ihnen vorschwebt: „… wenn zum Beispiel in den USA etliche Künstlerinnen und Künstler gemeinsam mit Michelle und Barack Obama kleine Clips produzieren, um unter dem Titel ‚We the People‘ für die freiheitliche Demokratie zu werben.“ Als ob es an Filmchen zu diesem Thema mangelte – klingt aber erst mal gut.

Auffällig ist indes vor allem die „We are the world“-Attitüde. Das wird die deutsche Kulturwirtschaft selbstverständlich lieben: große Worte mit, darauf kommt es ja an, mutmaßlich noch mehr Geld für alle Kulturbereiche im Gepäck. Der letzte ultraprominente Wahlkämpfer für die Es-Pe-De war Günter Grass. Der glaubte wirklich, bei Kanzler Willy Brandt auf dem Schoß erhört zu werden. Brosda wird das nicht fantasieren. Er will einfach weg nach oben, und das wird Monika Grütters noch erleben.

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