S-Bahn-Chefs müssen gehen: S-Bahn fertigt Chefs ab
Nach der Schluderei bei Sicherheitsüberprüfungen tritt der Vorstand der S-Bahn ab. Kunden müssen weiter warten.
Der Vorstand der Deutschen Bahn hat die komplette Führungsspitze der Berliner S-Bahn ausgetauscht. Die vierköpfige Geschäftsführung um Tobias Heinemann habe die Ämter "geschlossen niedergelegt", sagte Bahn-Vorstandsmitglied Ulrich Homburg am Donnerstag. Der Aufsichtsrat habe "mit sofortiger Wirkung ab heute" eine neue Geschäftsführung bestellt. Die alte Geschäftsführung um Tobias Heinemann werde an andere Stellen im Konzern versetzt. Zum neuen Chef der S-Bahn wurde der bisherige Regionalbereichsleiter Nordost der DB Regio, Peter Buchner, berufen. Bis die S-Bahnen wieder nach Plan fahren, wird es allerdings noch eine Weile dauern. Nächste Woche sollen die Kunden informiert werden, wie lange es auf welchen Linien Einschränkungen geben wird.
Mit dem Rauswurf reagiert die Bahn auf das Chaos der vergangenen Tage. Nach einem Radbruch Anfang Mai hatte die S-Bahn umfangreiche Sicherheitsprüfungen zugesagt, aber nur teilweise durchgeführt. Das Eisenbahnbundesamt hatte deshalb am Montag fast ein Drittel aller Züge aus dem Verkehr gezogen. Viele Linien fahren seitdem nur im 20-Minuten-Takt - und sind entsprechend überfüllt.
Die S-Bahn hatte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 56,2 Millionen Euro gemacht und komplett an die Deutsche Bahn abgeführt. Das entspricht einer traumhaften Eigenkapitalrendite von 34 Prozent. Kritiker meinen, dass dies nur durch Einsparungen beim Personal und bei Reparaturen möglich war. DB-Vorstand Homburger wies den Vorwurf zurück.
Doch diesen Zusammenhang sieht auch die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Jutta Matuschek. Sie fordert "ein neues Personalkonzept und die Wiederherstellung und Verdichtung eines ordnungsgemäßen Wartungszyklus". Auch müsse "das nötige Fachpersonal, insbesondere für Werkstätten, eingestellt" werden. Auch Hans-Werner Franz, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, sagt: "Es muss zurückgekehrt werden zu einer Philosophie, in der der Kunde wieder im Mittelpunkt steht, in der es einen anständigen Service gibt." Seit zwei Jahren beobachte er "den Niedergang der Qualität".
Der Verkehrsvertrag zwischen dem Land Berlin und der S-Bahn läuft noch bis zum Jahr 2017. Eine vorzeitige Kündigung ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich - aber nach Ansicht von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) unrealistisch. Denn niemand sonst könne einspringen und den Betrieb übernehmen. Die Grünen-Verkehrspolitikerin Claudia Hämmerling sieht das anders: Sie findet, der Senat könne den S-Bahn-Betrieb auch in mehreren kleinen Teilen ausschreiben. Für die Ringbahn etwa finde sich sicher ein anderer Anbieter.
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