Russlands Rückkehr in den Weltsport: Zurück in der Loipe
Langläufer aus Russland starten wieder im Weltcup. Sie qualifizieren sich prompt für Olympia. Erinnerungen an die Spiele von Peking werden wach.
D ie Russen sind wieder da. Zum ersten Mal seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 tauchten wieder Namen russischer Athleten auf den Startlisten den Langlauf-Weltcups auf. Sawelij Korostelew und Darja Neprjajewa hatten sich schon auf den Weg zu den Loipen in Davos gemacht, bevor feststand, dass sie vom Internationalen Skiverband FIS zugelassen werden.
Nachdem das Internationale Sportschiedsgericht CAS in Lausanne entschieden hatte, dass die FIS Athletinnen und Athleten aus Russland die Teilnahme an Qualifikationswettbewerben für die anstehenden Olympischen Winterspiele in Italien nicht verwehren kann, hatten sie fest mit ihrer Startberechtigung gerechnet.
Der 22-jährige Korostelew und die ein Jahr ältere Neprjajewa waren dann in der Tat zusammen mit der Ski-Freestylerin Anastasia Tatalina die ersten drei Skisportlerinnen und Skisportler aus Russland, denen die FIS das Startrecht als neutrale Athleten zugestanden hat.
Zuvor war überprüft worden, ob sie dem Militär angehören oder Propaganda für den Krieg gemacht haben, so wie es die Empfehlungen des Internationalen Olympischen Komitees vorsehen. Und wie beinahe immer in diesen Fällen wurden sie zugelassen, obwohl es durchaus Zweifel an ihrer neutralen Haltung zum russischen Kriegskurs gibt.
Die Suche nach dem Z
Ältere Listen weisen sowohl Korostelew als auch Tatalina als Mitglied von Armeesportklubs aus. Auf aktuellen Mitgliederlisten sind ihre Namen nicht mehr zu finden. Tatalina hat auch mal einen Post mit dem Z-Symbol, das die russischen Invasionstruppen in die Ukraine getragen haben, mit einem Herzchen versehen und wird von ukrainischen Aktivisten als Unterstützerin des Kriegs bezeichnet. Wie viele Athletinnen und Athleten überprüft worden sind, teilte die FIS nicht mit.
Für Korostelew und die ein Jahr ältere Neprjajewa hat sich der Ausflug nach Davos jedenfalls gelohnt. Der junge Mann aus Perm kam im Rennen über 10 Kilometer Freistil auf Platz 25 ins Ziel. Den 20. Platz erreichte Neprjajewa über die gleiche Distanz bei den Frauen. Damit haben beide genug FIS-Punkte für die Startberechtigung bei Olympia. Man wird sie also wiedersehen im Februar in Val di Fiemme.
Das wurde in der russischen Sportpresse durchaus gefeiert, auch wenn sich viele bessere Ergebnisse von den beiden auf der Loipe erhofft hätten. Für die Entscheidung in den Sprintwettbewerben konnten sie sich jeweils nicht qualifizieren. Dabei hatte man gerade von Korostolew, dem Juniorenweltmeister von 2022 über 10 Kilometer im klassischen Stil, einiges erwartet. Er hatte in den Rennen um den heimischen Russland Cup zuletzt dem lange alles überragenden dreifachen Olympiasieger von Peking Alexander Bolschunow etliche Niederlagen zugefügt.
Norwegisch-russischer Langlaufkrieg
Dessen größter Konkurrent bei den Spielen 2022, Doppelolympiasieger Johannes Klæbo aus Norwegen, merkte zum Auftritt von Korostolew in Davos dann auch an, dass es eben doch nicht so leicht sei, wieder Anschluss an die Weltelite zu finden, worauf sich russische Sportportale über Klæbos Ausscheiden im Viertelfinale des Sprints ausgiebig lustig gemacht haben.
In Russland gilt Klæbo als eine Art Staatsfeind. Der fünfmalige Weltcupgesamtsieger hatte sich bei den Spielen in Peking mit Andeutungen zur Dopingaffinität russischer Sportler unbeliebt gemacht. Nach Kriegsbeginn 2022 sprach er sich immer wieder gegen eine Rückkehr russischer Längläufer in den Weltcup aus.
Für den russischen Nationaltrainer Jegor Sorin ist Klæbo gar der Hauptverantwortliche für den Bann Russlands. Die Wortgefechte zwischen dem russischen Langlauflager und dem norwegischen Superstar haben die Langlaufwettbewerbe in Peking überschattet. Bei den Spielen in Italien könnten sie in eine neue Runde gehen.
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