piwik no script img

Russlands Rückkehr in den WeltsportComeback auf dem Rasen

Russinnen und Belarussinnen dürfen wieder in Wimbledon Tennis spielen. Nicht nur Aktive aus der Ukraine protestieren dagegen.

Aufschlag Kvitova: Die Tschechin kommt ganz gut ohne Russinen und Belarussinnen im Turnierzirkus aus Foto: USA Today

P etra Kvitova ist die große Überraschung der abgelaufenen Tenniswoche. Von der zweifachen Wimbledonsiegerin hieß es, sie habe mit ihren 33 Jahren die besten Tage eigentlich hinter sich. Nun hat sie in Miami eines der ganz großen Turniere der WTA-Serie gewonnen. Im Finale schlug die Tschechin Elelena Rybakina aus Kasachstan.

Die gebürtige Russin hatte im Vorjahr Wimbledon gewonnen. Überhaupt Wimbledon. Das war das Thema dieses Tennis-Wochenendes, da konnte Kvitova noch so gut spielen. Denn nun steht fest: Im Gegensatz zum Vorjahr sollen diesmal wieder Tennisspielerinnen aus Russland und Belarus zugelassen werden.

In den Augen von IOC-Chef Thomas Bach ist das gewiss eine logische Entscheidung. Für ihn ist der Tennissport das Paradebeispiel dafür, dass die Integration von Athletinnen und Athleten aus den Aggressorenstaaten des Ukrainekriegs bestens funktioniert. „It works“, wie er so schön sagt. Was sonst über das Jahr funktioniert, soll nun auch in Wimbledon praktiziert werden.

Kritik der Siegerin

Kvitova, die Siegerin von Miami, hätte sich eine andere Lösung gewünscht. Sie sei eher auf der Seite der Ukraine, sagte sie und betonte, wie sehr sie es schätze, dass sich Wimbledon im vergangenen Jahr wegen des Ausschlusses von Spielerinnen und Spielern aus Russland und Belarus selbst verzwergt habe.

Das Turnier wurde von den Verbänden bestraft. Es gab keine Weltranglistenpunkte zu gewinnen. In diesem Juni soll nun wieder alles so sein, wie bei den anderen Turnieren, wo es doch so gut läuft, wie Thomas Bach meint.

Besonders intensiv scheint sich Bach mit dem Turniergeschehen nicht auseinanderzusetzen. Sonst wüsste er, dass die ukrainischen Spielerinnen seit dem Überfall Russlands immer wieder mit Steve Simon, dem Chef der Frauentennisorganisation WTA, über den Umgang mit russischen und belarussischen Spielerinnen verhandeln. Dass Lesia Zurenko vor drei Wochen zum Spiel gegen die belarussische Australian-Open-Siegerin Aryna Sabalenka nicht angetreten ist, weil sie nach einer fruchtlosen Diskussion mit Simon an Panikattacken gelitten hat.

Wahrscheinlich hat Bach auch nicht mitbekommen, dass der belarussische Staatspräsident Alexander Lukaschenko bei einer Ansprache am Freitag Sabalanka einmal mehr als besonderes Beispiel für die Leistungsfähigkeit dieses Landes gepriesen hat. Dass sie als neutrale Athletin ohne belarussische Flagge in den Ergebnislisten geführt wird, kann ihn davon nicht abhalten.

„Es läuft“, hat Thomas Bach gedacht. Fragt sich nur, für wen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Schön, das Medvedev, Rublev und Azarenka auch in Wimbledon wieder dabei sind. Bei den anderen Grand Slam Turnieren gab es ja keine Sperre.

    Wimbledon fürchtet wohl einen möglichen Ausschluss durch die ATP/WTA, wenn es seine bisherige harte Linie gegen russische Spieler fortsetzt.

  • Ich halte Sport, im olympischen Sinne, für einen friedlichen " Wettkampf " der Nationen.



    Frieden kommt vom aufeinander Zugehen.



    Die Lösung eines Konflikts liegt nicht darin, den Gegner zu verteufeln, sondern das Menschliche zu sehen und gemeinsam einen Weg aus einer verfahrenen Situation, wie hier aus einem Krieg, zu finden.



    Ich wünsche mir die Zeit friedlichen " Wettstreits" zurück.