Russlands Rückkehr in den Weltsport: Sieg im Gefecht
Fechter aus Russland und Belarus dürfen zurück auf die Planche. Die deutsche Verbandspräsidentin findet das interessant – mehr nicht.
D ie Russen kommen wieder. Und mit ihnen die Fechterinnen und Fechter aus Belarus. So hat es der Internationale Fechtverband FIE beschlossen. Die mit Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine von internationalen Wettbewerben ausgeschlossenen Athleten dürfen wieder auf die Planche – rechtzeitig zu Beginn der ersten Wettkämpfe, mit denen Punkte für die Olympiaqualifikation gesammelt werden können. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die Tür für Russinnen und Belarussen ja schon einen Spalt breit geöffnet. Jetzt ist sie noch ein wenig mehr aufgegangen. Durchaus interessant.
Ob Russinnen und Belarussen unter ihren Landesfahnen oder als sogenannte Neutrale antreten werden, steht noch nicht fest und hängt von den Empfehlungen des IOC ab. Könnte spannend werden – gerade wenn es um Teamwettbewerbe geht. Denn auch an solchen dürfen Russinnen und Belarussen ab April wieder teilnehmen.
Bei den Olympischen Spielen von Tokio stand die Équipe aus Russland am Ende ganz oben im Medaillenspiegel der Fechtwettbewerbe. Wegen der Dopinggeschichte des russischen Sports durfte das Team nicht unter der russischen Fahne antreten. Als neutral dürfte den Auftritt niemand in Erinnerung haben. Eigentlich interessant, oder?
In Treue fest
Interessant ist auch, dass es ausgerechnet der Internationale Fechtverband ist, der ein solche Entscheidung trifft. Der wurde bis zum März des vergangenen Jahres von Alischer Usamnow angeführt. Der russische Milliardär, der auf den ersten Sanktionslisten des Westens nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine gesetzt wurde, hatte den Fechtverband jahrelang mit Millionenzahlungen gepäppelt.
Er war einer der engsten Vertrauten von IOC-Chef Thomas Bach. Die beiden haben sich gegenseitig Auszeichnungen verliehen und zusammen Geburtstag gefeiert. Der Fechtverband ist eine Art Paradebeispiel für die Abhängigkeit zu Russland, in die sich internationale Sportverbände begeben haben.
Interessant ist auch das Abstimmungsergebnis. 89 Verbände waren für die Wiederzulassung der Verbannten, 46 dagegen. Claudia Bokel, Präsidentin des Deutschen Fechter-Bunds, vermutet Geopolitik hinter den Entscheidungen. Das geht aus einer Mitteilung des Verbands hervor.
Was daraus nicht hervorgeht: wie sie denn nun abgestimmt hat. Bokel, immerhin ehemaliges IOC-Mitglied, tut so, als hätte sie sowieso keinen Einfluss auf irgendeine Entscheidung. Sie betrachte die weitere Entwicklung „mit großem Interesse“, heißt es in der Mitteilung. Interessant.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Außenministertreffen in Brüssel
„Europa spricht nicht die Sprache der Macht“