Russlands Krieg gegen die Ukraine: Selenski will die Krim zurück
Die Ukraine organisiert „Krim-Plattform“ kurz vor dem Unabhängigkeitstag. Es werden neue russische Angriffe für Mittwoch erwartet.
Mit der sogenannten Krim-Plattform – einem aus der ukrainischen Hauptstadt heraus organisierten Onlinegipfel – will die Ukraine internationale Unterstützung für die Rückholung der 2014 von Russland besetzten und illegal annektierten Schwarzmeerhalbinsel mobilisieren. Insgesamt sind mehr als 50 Teilnehmer aus Europa, Asien, Amerika und Afrika angekündigt, darunter Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
In seiner Eröffnungsrede bekräftigte Ukraines Präsident Wolodimir Selenski das Ziel, die Krim zurückzuerlangen. „Ich möchte, dass Sie alle wissen: Wir werden auf jeden Fall zurückkommen!“, sagte er. Selenski warf Teilen der internationalen Gemeinschaft vor, die Ereignisse auf der Krim nach der russischen Annexion 2014 ausgeblendet zu haben. „Ein paradiesischer Ort wurde in eine depressive und abhängige Region verwandelt – in eine Region von hohen Zäunen, Stacheldraht und Gesetzlosigkeit“, sagte er. „Für die Ukraine ist die Krim ein Teil unseres Volks, unserer Gesellschaft. Um den Terror zu überwinden, ist es notwendig, einen Sieg im Kampf gegen die russische Aggression zu erringen. Es ist notwendig, die Krim zu befreien.“ Dadurch würden Recht und Ordnung in der Welt wiederhergestellt.
Der Krim-Gipfel fand einen Tag vor dem Unabhängigkeitstag der Ukraine statt, der deren Erklärung der Unabhängigkeit von der Sowjetunion am 24. August 1991 zelebriert. Wegen des russischen Angriffskriegs sind diesmal alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt. Es wurde befürchtet, dass Russland seine Angriffe auf ukrainisches Gebiet an diesem Tag oder schon in der Nacht verstärkt und eventuell auch die Hauptstadt wieder angreift.
Selenski kündigt mächtige Antwort an
Die USA haben daher ihre Bürger am Dienstag erneut dazu aufgerufen, die Ukraine zu verlassen. „Das Außenministerium hat Informationen, dass Russland seine Anstrengungen verstärkt, in den nächsten Tagen in der Ukraine zivile Ziele und Regierungseinrichtungen anzugreifen“, heißt es auf der Seite der US-Botschaft in Kiew. Präsident Selenski sagte dazu vor Journalisten, es werde im Falle russischer Angriffe eine mächtige Antwort geben.
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte äußerte am Dienstag seine Befürchtung, Russland könne in den nächsten Tagen ein öffentliches Tribunal für ukrainische Kriegsgefangene in der besetzten Stadt Mariupol abhalten. Fotos und Videoaufnahmen zeigten offenbar, dass in der Philharmonie von Mariupol Metallkäfige für Kriegsgefangene aufgebaut würden, erklärte Sprecherin Ravina Shamdasani am Dienstag in Genf und erinnerte daran, dass laut humanitärem Völkerrecht die Einrichtung von Gerichten ausschließlich zur Aburteilung von Kriegsgefangenen verboten sei. Man sei ferner besorgt darüber, dass ukrainische Kriegsgefangene in Russland ohne Zugang unabhängiger Beobachter festgehalten würden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos