Russland vor dem WM-Auftakt: Skeptische Fans
In Russland mag keine echte WM-Euphorie aufkommen. Warum die Mannschaft dennoch auf Unterstützung aus der Heimat hofft.
![](https://taz.de/picture/105841/14/russland_2014_06_16_dpa.jpg)
BERLIN taz | In den russischen Medien ist es erstaunlich still geworden um den Fußball. Nur vereinzelt werden Reportagen ausgestrahlt, die über die guten alten Zeiten der sowjetischen Nationalmannschaft berichten und über die Spielerfrauen, die fast alle Models sind. Dabei sind die Russen von Haus aus ein fußballverrücktes Volk. Nach zwölfjähriger Pause spielt die Nationalmannschaft jetzt zum dritten Mal bei einer WM mit – zum ersten Mal am Dienstagabend gegen Südkorea (24 Uhr, live im ZDF). Aber die Euphorie bleibt aus.
Alexandr Kerschakow, Stürmer der russischen Nationalmannschaft, ist enttäuscht: „Ich würde mir mehr Optimismus von unseren Fans wünschen. Stattdessen sind sie sehr negativ gestimmt. Aber was kann man da machen? Wir werden versuchen, sie durch unser Spiel in den Bann zu ziehen.“ Kerschakow setzt dabei gleich auf den Weltmeistertitel. „Wir haben super Spieler, nur kennt man sie außerhalb Russlands nicht. Unser Trainer Fabio Capello kennte die Stärken und Schwächen jedes Spielers.“
Der Mittelfeldspieler Oleg Schatow dagegen sieht Russlands Gewinnchancen eher realistisch: „Ich glaube fest daran, dass wir zumindest die Vorrunde überstehen werden. Alles Weitere werden wir dann sehen.“ Das hat Russland weder 1994 in den USA noch 2002 in Südkorea und Japan geschafft. Trainer Fabio Capello könnte der Mannschaft zumindest bis ins Achtelfinale verhelfen. Bis 2012 trainierte der gebürtige Italiener noch die englische Nationalmannschaft.
Laut einer Umfrage des britischen Forschungsinstituts YouGov glauben 27 Prozent der russischen Befragten, dass Brasilien die WM gewinnt – rund ein Fünftel glaubt, dass Russland den Titel holt.
Am Mittwoch gab die Fifa bekannt, dass das WM-Gastland Russland für die Durchführung der Weltmeisterschaft 2018 einen Zuschuss von rund 2,1 Milliarden US-Dollar erhalten soll. Die Ratingagentur Standard & Poor’s schätzt die Ausgaben für die WM 2018 auf rund 20 Milliarden US-Dollar. Damit könnte die WM in Russland nach Brasilien (rund 14 Milliarden US-Dollar) wiederum die teuerste aller Zeiten werden.
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