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Russisches Uran auf dem Weg nach LingenPutin liefert Nachschub für Brennelementefabrik

Eine große Lieferung russisches Uran ist auf dem Weg nach Niedersachsen. In Lingen soll es zu Brennstäben für französische AKWs verarbeitet werden.

Brennelemente-Fabrik von Framatome in Lingen Foto: Friso Gentsch/dpa

Göttingen taz | Eine neue Fuhre mit angereichertem Uran aus Russland war am Montag auf dem Weg ins emsländische Lingen. In der dort ansässigen Brennelementefabrik, die einer Tochter des französischen Atomkonzerns Framatome gehört, soll es zu Brennstäben für Atomkraftwerke verarbeitet werden. Umweltschützer hatten für den späten Nachmittag zu einer Mahnwache vor dem Fabriktor gegen den Transport aufgerufen.

Der russische Atomfrachter „Mikhail Dudin“ legte laut der Marine-Website „Vesselfinder“ gegen zwei Uhr in der Nacht zum Montag im Hafen von Rotterdam an. Von dort sollte die Ladung im Laufe des Tages ins rund 250 Kilometer entfernte Lingen gekarrt werden. Atom­kraft­geg­ne­r:in­nen vermuten, dass es sich um eine der größten Uranlieferungen aus Russland überhaupt handelt. Der ebenfalls auf „Vesselfinder“ angezeigte Tiefgang des Schiffes lasse im Vergleich zum bislang letzten Transport am Pfingstmontag auf eine rund dreimal so große Uran-Ladung schließen. Dafür spricht auch, dass der russische Atomkonzern Rosatom und die Brennelementefabrik vor Inkrafttreten möglicher weiterer EU-Sanktionen die Uran-Bestände in Lingen auffüllen wollen. Bislang umfassen die Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland nicht den Nuklearsektor.

Mit Blick auf den laufenden Transport bekräftigten mehrere Bürgerinitiativen ihre Forderung an die Bundesregierung, Atomgeschäfte mit dem Kreml zu unterbinden. „Die Ankunft der ‚Mikhail Dudin‘ zeigt, dass das Problem der Uran-Geschäfte mit dem Kreml nicht kleiner, sondern immer noch größer wird“, sagt Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Framatome verstricke sich mit der Lingener Brennelementefabrik immer weiter in die geopolitischen Atomprojekte von Russlands Präsident Putin.

Die Initiativen erneuerten ihre Kritik an einem geplanten Joint Venture von Framatome und Rosatom in Lingen zur Fertigung von Brennelementen für Reaktoren russischer Bauart vor allen in Osteuropa. Die Lingener Brennelemente-Fabrik ist ebenso wie die Uran-Anreicherungsanlage im westfälischen Gronau vom deutschen Atomausstieg ausgenommen.

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