Russischer Zeichentrick: Ein Miau für den Präsidenten
Wladimir Putin liebt große Katzen und Trickfilme. Für eine Gutenachtsendung im russischen Fernsehen entwarf er eine Tigerfigur.
Im Mai, als die Krim annektiert war und eigentlich alles gut lief, plagten Wladimir Putin zwei Sorgen. Erstens: Die Kinder Russlands sahen zu wenige Zeichentrickfilme und vernachlässigten so die russische Kultur. Zweitens: Drei verwaiste Sibirische Tiger sollten in die Freiheit entlassen werden. Putin kümmerte sich persönlich darum, diese Probleme zu lösen. Trickfilme und Tiger liegen ihm am Herzen. Er fuhr nach Sibirien und entließ die Tiger aus ihren Käfigen. Dann sagte er zu, einen neuen Sender zu schaffen, der ausschließlich russische Produktionen zeigt. Soyusmultfilm soll der Sender heißen – so wie das legendäre sowjetische Animationsstudio.
Doch ganz beruhigte ihn das nicht, und er schuf zum 50. Jubiläum der russischen Gutenachtsendung „Spokoinoi Nochi, Malyshi!“ (Gute Nacht, Kinder!) eine eigene Figur. Die Sendung läuft seit 1964 und hat sich seither kaum verändert. Es gibt einen Moderator, ein Gutenachtlied, Tierfiguren. Ferkel, Hase, Rabe, Hund und Bär. Am Montag wurde das Geheimnis über die Identität der von Putin entworfenen Figur gelüftet, die ab Ende Oktober Teil der Sendung sein soll: Es ist ein Tiger namens Mur. Mur wie murlikat (schnurren) oder wie Amur, die Region, in der der Sibirische Tiger lebt, oder wie MUR, das Kürzel der Moskauer Kriminalpolizei.
Letztere Bedeutung inspirierte die Russen zu weiteren Ideen für Figuren: der kleine Luchs Omon (eine besonders aggressive Einheit der russischen Polizei), das Bärlein Vatnik (ein überaus patriotischer Prolet) oder der kleine Doberman Ogpu (Vorgänger des KGB).
Ob Putin Luchse oder Dobermänner auch so gern mag?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag