Russische Eiskunstläuferin ist zurück: Kaiserin hält Hof
Teenager dominierten zuletzt den Eiskunstlauf in Russland. Nun ist klar: Superstar Jelisaweta Tuktamyschewa, 24, tritt wieder bei der WM an.
Die Kaiserin gibt sich ab Mittwoch auf großer Bühne die Ehre: Jelisaweta Tuktamyschewa, 24 Jahre alt, Eiskunstläuferin aus Sankt Petersburg, die mit Power und Stilsicherheit übers Eis schwebt und springt, die international einmalig ist, darf ihre Programme bei den Weltmeisterschaften in Stockholm zeigen. In Russland heißt die Sportlerin wegen eines entsprechenden Kostüms „Kaiserin“.
Sie springt den dreifachen Axel, den nur sehr wenige Frauen international beherrschen, und in einer Höhe, den ihr keine andere Frau nachmacht. Wahrscheinlich wird sie zur WM erstmals in ihrer Karriere einen vierfachen Sprung zeigen. Egal ob sie zu klassischen oder modernen Klängen läuft, Tuktamyschewa interpretiert die Musik mit stilsicherer Eleganz. Ihr Manko ist, dass sich öfter kleine Fehler in ihre Programme einschleichen. Dazu kommt eine blutjunge Konkurrenz.
2013 hatte sie Bronze bei der EM geholt. 2015 wurde sie Europa- und Weltmeisterin. Da war sie 18. Seitdem hat sie sich nicht mehr für internationale Meisterschaften qualifizieren können. Landsfrauen, die mit 15 oder 16 Jahren gerade einmal alt genug waren, bei internationalen Seniorenwettbewerben starten zu dürfen, nahmen ihr die Startplätze weg. Viele dieser Mädchen beherrschten atemberaubende Sprungkombinationen oder Vierfachsprünge, die Tuktamyschewa nicht kann.
Doch das gelang den jungen Konkurrentinnen nur einen oder zwei Winter lang. Waren ihre kindlichen Körper zu denen einer Frau gereift, veränderten sich die Drehmomente beim Springen. Die Sprünge gelangen nicht mehr. Die nächsten jungen russischen Mädchen standen aber schon bereit, und die Namen vieler Athletinnen, die nur einen Winter tanzten, sind längst vergessen.
Sechs Jahre andauernder Karrierknick
Nicht so der von Tuktamyschewa. In Russland, wo Eiskunstlauf sehr populär ist, rockt sie Eishallen. Ihre enorme Energie springt regelrecht aufs Publikum über, und es kommt, wie die „Kaiserin“ einmal in einem Interview sagte, „zu einem Austausch von Energie“ zwischen ihr und dem Publikum. Sie zeigt, dass Frauen auch dann, wenn der Körper längst weibliche Formen hat, zu Höchstschwierigkeiten fähig sind und sogar einen Vierfachsprung noch neu erlernen können – was ihr in diesem Coronajahr gelang.
Erst seit wenigen Jahren üben Mädchen solche Schwierigkeiten, und es sind vor allem die ganz jungen, denen das gelingt – bis zur Pubertät. International blieben Tuktamyschewa seit 2015 nur die Grand-Prix-Wettbewerbe und zweitklassige Wettkämpfe, um ihr Können zu zeigen. Sechs Jahre lang. Bis jetzt.
Dabei hatte sich Tuktamysheva bereits 2019 für die EM qualifiziert. Den Startplatz konnte sie wegen einer Lungenentzündung aber nicht antreten. Da grenzt es an ein Wunder, dass die Skaterin, die im Dezember mit dem Coronavirus infiziert war, jetzt endlich mit einem WM-Platz belohnt wird; eine EM war wegen Corona dieses Jahr nicht ausgetragen worden.
Oben auf dem Tron wird die Kaiserin zur Siegerehrung in Stockholm nicht stehen. Den machen ihre beiden 16jährigen Landsfrauen Anna Schcherbakowa und Alexandra Trusowa sowie die 18jährige Japanerin Rika Kihira unter sich aus. Eine Toptenplatzierung sollte Tuktamyshewa allerdings sicher sein, auch wenn ihre wichtigste Unterstützung in Stockholm fehlen wird: Die Weltmeisterschaft wird coronabedingt ohne Publikum ausgetragen, das die Energie des Energiebündels sonst aufnimmt und an sie zurückspielt.
Das Kurzprogramm der Damen, an dem aus Deutschland Nicole Schott teilnimmt, steht am Mittwoch ab 10 Uhr an. Eurosport und One werden einen Teil der WM-Wettbewerbe live übertragen.
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