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„Rumänen“

Kiez von innen: In der Bar des Hotels Rheinland sitzen Leute, die nicht hierhin gehören wollen. Der Eintritt schließlich in das Hotelzimmer Nr. 17 ist der Zugang in das Privatleben von Sam und Maria, einem rumänischen Paar. Die Situation wirkt schon nach kurzer Zeit grotesk: Während die ZuschauerInnen peinlich berührt und fast verängstigt an der Wand kleben, lebt Sam seine Arsch-löchigkeit an Maria aus. Er schlägt sie, drückt Zigaretten in ihrem Gesicht aus und ist davon besessen, ihr ihrer eigenen Vergewaltigung wegen Schuldgefühle einzureden. „Wenn das keine verdammte Möse ist, ist es eine verdammt gute Kopie eines alten Arsches.“

Sam saß in Rumänien im Knast und wäre wohl auch nicht herausgekommen, hätte Maria nicht mit Parteifunktionären geschlafen. Selbst das macht Sam ihr noch zum Vorwurf. Mitten in diese Aggressionen kommen plötzlich Mike und Myrtle und laden das Paar zu sich ein. Hier, am zweiten Spielort, einem ehemaligen Kellerpuff, verkehrt sich die Situation spiegelbildlich. Das zweite Paar, ebenfalls eine Verbindung aus männlicher Gewalt und in die Vergangenheit zurückreichende Traumata, dominiert die Szene. Und wenn Mike und Myrtle sich ausziehen, entsteht plötzlich das ungute Gefühl, daß gleich so ziemlich alles passieren könnte. Das Stück löst am Ende abrupt die Spannung auf. Und plötzlich steht man wieder draußen auf dem Kiez, und weiß nur, daß gerade etwas geschehen ist. Aber was?

Tobias Derndingers Inszenierung des Lars-Norén- Stückes Rumänen, die noch bis zum 9. November läuft, ist unmittelbares, klaustrophobisches Theater an auratischen Orten und mit angenehm untheatralen Darstellern. Jens Kiefer/ Foto: PR

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