Rücktritt von Bischof Franz-Josef Bode: Verantwortlich gehen
Papst Franziskus hat dem Rücktrittsgesuch des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode zugestimmt. Dieser räumt Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern ein.
Der über Jahrzehnte beliebte und reformorientierte Bode war zuletzt in die Kritik geraten, weil ein wissenschaftliches Gutachten der Universität Osnabrück Fehler in seinem Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt festgestellt hatte. Unmittelbar nach der Vorstellung des Gutachtens im September hatte der Bischog einen Rücktritt ausgeschlossen. Damit sah sich Bode zunehmend Ablehnung aus dem eigenen Bistum ausgesetzt. Der Betroffenenrat für die katholischen Bistümer in Norddeutschland zeigte ihn im vergangenen Dezember wegen seines Verhaltens im Vatikan an.
Bode bekannte sich in einem Schreiben und einem Video an die Gläubigen seines Bistums nun zu seinen Fehlern und bat um Verzeihung. „Insbesondere im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker habe auch ich selbst lange Zeit eher die Täter und die Institutionen als die Betroffenen im Blick gehabt“, gestand Bode ein. Er habe Fälle falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und manche falsche Entscheidung getroffen. „Ich bekenne mich ausdrücklich zu meiner Verantwortung wie zu meinen persönlichen Fehlern und kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten“, sagte Bode.
Bode engagierte sich im Reformprozess
Mit Bode geht ein Bischof, der als einer der ersten auf die systembedingten Ursachen der Missbrauchsfälle in der Kirche hingewiesen und sich für Veränderungen eingesetzt hatte. Bode war als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz auch Präsidiumsmitglied beim Synodalen Weg auf Bundesebene. Erst Mitte März ermutigte er seine Gemeinden zu Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare.
Der Amtsverzicht Bodes sei ein wichtiges Zeichen der Verantwortungsübernahme und solle Vorbild für andere Verantwortungsträger in den Bistümern der DBK (Deutschen Bischofskonferenz) sein, erklärte der Betroffenenrat Nord. Auch die kirchenkritische Organisation „Wir sind Kirche“ sah in dem Rücktritt einen beispielhaften Schritt. Der 72-jährige Bischof war der dienstälteste amtierende Diözesanbischof in Deutschland.
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