Rücktritt des deutschen WWF-Chefs: Bett oder Büro?
Die Affäre um den deutschen WWF-Chef zeigt, dass es an der Durchsetzung von Transparenz hapert. Nötig ist ein besserer Schutz von Whistleblowern.
D ass der WWF jeden geschützten Zwergschimpansen ausführlicher kommuniziert als den Abgang seines langjährigen Chefs, ist bemerkenswert. Am Freitag kam die kurze Pressemitteilung: Eberhard Brandes, der Geschäftsführende Vorstand des WWF Deutschland, gibt seinen Posten ab. Warum, stand da nicht. Dabei dürfte sein Abgang nicht ganz freiwillig gewesen sein.
Die taz hatte schwere Vorwürfe gegen Brandes enthüllt: Er soll eine Affäre mit der Finanzchefin gehabt haben, ohne das im WWF offenzulegen. Das hätte er nach internen Richtlinien wohl aber tun müssen. Denn es geht dabei nicht um seine Privatangelegenheit. Es geht um mögliche Interessenkonflikte und Verstöße gegen Compliance-Regeln: Ob wichtige Entscheidungen für den WWF zum Beispiel eher im Bett als im Büro getroffen worden sind.
Es geht um Transparenz, die unerlässlich ist für Organisationen, die von Spenden abhängen. Denn Transparenz schafft Vertrauen, Vertrauen bringt Spenden ein. Nach außen bemüht sich der WWF um Transparenz, seit er einige Skandale überstanden hatte. Aber nach allem, was die taz-Recherchen ans Licht gebracht haben, ist es beim deutschen WWF um Transparenz nicht gut bestellt.
Ausgerechnet die Frau, die versucht hat, die möglichen Interessenkonflikte in der Führungsetage aufzuklären, ist dafür gegängelt worden. Ihre Anonymität als Whistleblowerin sei nicht gewahrt worden, sie sei unter Druck gesetzt worden, ihr sei mit Kündigung gedroht worden. So hat sie es in Protokollen und in einer Gerichtsverhandlung angegeben. Wer so etwas erlebt, wird sich beim nächsten Missstand gut überlegen, ob er ihn meldet.
Um Whistleblower besser zu schützen, hat die EU schon vor Langem eine Richtlinie erarbeitet. Die sollten die Mitgliedsländer bis Ende 2021 in geltendes Recht umsetzen. Nur hat Deutschland das bis heute nicht getan. Vor wenigen Wochen hat nun FDP-Justizminister Marco Buschmann einen Entwurf für ein Gesetz vorgelegt. Das mag noch nicht vollkommen sein. Aber der Fall des WWF zeigt, wie dringend es benötigt wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku