Rot-Grün-Rot sondiert weiter: Warten auf den Montag
SPD, Grüne und Linke reden erneut über Fortsetzung ihrer Koalition. Weiter geht es zum Wochenstart – parallel zur Bekanntgabe des Wahlendergebnisses.
Einigkeit herrschte hingegen bei der Auswirkung der Wahl vom 12. Februar auf die Bezirksregierungen: „Die veränderten Mehrheiten müssen auch in den Bezirksämtern abgebildet werden“, sagte Regierungschefin Franziska Giffey (SPD). Sie hofft dazu auf eine fraktionsübergreifende Regelung, bei der die CDU bereits einbezogen sei.
Im Kurt-Schumacher-Haus, der Landeszentrale der SPD im Wedding, hatten SPD, Grüne und Linkspartei zuvor rund sieben Stunden getagt. Das war deutlich länger als beim dreistündigen ersten Treffen, aber offensichtlich nicht lang genug, um das umstrittene Enteignungsthema abschließend zu klären.
„Auch darüber werden wir am Montag weiter reden müssen“, sagte Grünen-Verhandlungsführerin Bettina Jarasch den vor der Parteizentrale wartenden Journalisten. Als weitere Themen stehen dann laut Giffey die aus ihrer Sicht wahlentscheidenden Bereiche Innere Sicherheit, Sauberkeit und Verkehr an. Auch um den Umgang miteinander in der Koalition, um „gutes Regieren“, soll es gehen.
Erster Punkt dürfte aber ein Austausch über das amtliche Endergebnis der Abgeordnetenhauswahl sein. Landeswahlleiter Stephan Bröchler will es am Montag vorstellen, wenn ab 10 Uhr parallel zur rot-grün-roten Sondierungsrunde der Landeswahlausschuss tagt.
Diesmal keine Formalie
Normalerweise ist dieser Termin eine Formalie, und die Rangfolge der Parteien steht bereits in der Wahlnacht mit dem vorläufigen Endergebnis fest. Diesmal ist das anders: Nach bisherigem Stand kommen SPD und Grüne hinter der klaren Wahlsiegerin CDU jeweils auf 18,4 Prozent und 34 Sitze im Parlament – nur bei der absoluten Zahl der errungenen Zweitstimmen liegen die Sozialdemokraten mit rund 100 vorn.
Seit der Wahl gab es nach Überprüfungen mehrfach kleinere Korrekturen, und ist es durchaus möglich, dass die Grünen noch an der SPD vorbeiziehen. Dann könnten sie und nicht wie bislang die SPD beanspruchen, als stärkste Kraft bei einer Fortsetzung der links-grünen Regierung deren Chefin zu stellen.
Bettina Jarasch könnte zur ersten grünen Ministerpräsidentin Deutschlands werden. Vorher müsste freilich die SPD entscheiden, ob sie lieber in einer Dreier-Koalition oder in einem Zweier-Bündnis mit der CDU Juniorpartnerin ist. Die Gespräche mit den Christdemokraten setzen die Sozialdemokraten schon am Freitag fort.
Eine Vorentscheidung, ob die bisherigen Koalitionspartner weiterregieren oder die Wahlsiegerin CDU mit Kai Wegner an der Spitze übernimmt, gibt es damit weiter nicht. Alle drei Partner hatten am 12. Februar gegenüber der wiederholten Wahl vom 26. September 2021 Prozente verloren. Die CDU hingegen erzielte das Anderthalbfache ihres letzten Ergebnisses und schnitt mit 28,3 Prozent so stark ab wie seit 2011 überhaupt keine Partei in Berlin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren