Romantische Film-Komödien: Wo sind die Rom-Coms geblieben?
Der Kinofilm „The Lost City“ bringt ein verloren geglaubtes Filmgenre zurück: die romantische Komödie. Warum werden diese kaum mehr gedreht?
Die großen Zeiten der Romantic Comedys scheinen vorbei – doch die Nachfrage besteht weiterhin, wie ein Blick in die sozialen Medien zeigt. Regelmäßig gehen Tweets viral, die neue Rom-Coms, also romantische Komödien, fordern. Vor einiger Zeit fragte Model und Fernsehpersönlichkeit Chrissy Teigen beispielsweise: „Wo sind all die Rom-Coms?
Es fehlen Rom-Coms und somit fehlt mir auch mein Glück“, was 130.000 Menschen likten. Das mag einer der Hauptgründe sein, warum die Netflix-Serie „Bridgerton“ so erfolgreich ist – die Leute sehnen sich nach dieser Art von Unterhaltung.
Denkt man an die größten Hits der neunziger Jahre, sind es neben „Pulp Fiction“ und „Titanic“ vor allem Rom-Coms, die einem einfallen: Filme wie „Pretty Woman“, „E-Mail für dich“, „Schlaflos in Seattle“ oder „Notting Hill“ machten aus Julia Roberts und Meg Ryan Stars, während Anfang der nuller Jahre mit etwas mäßigerem Erfolg Kate Hudson und Katherine Heigl für das Genre zuständig waren. Und plötzlich waren sie weg. Warum?
Dass Rom-Coms so sang- und klanglos aus unseren Kinos verschwanden, hat primär zwei Gründe. Einerseits werden bedingt durch den Boom von Superhelden-Franchises und Blockbustern ganz generell Filme mit mittlerem Budget von etwa 10 bis 70 Millionen Dollar kaum noch produziert. (1997 beschwerte sich die New York Times, dass der durchschnittliche Hollywood-Film 60 Millionen koste, während heute allein das Marketing für „The Batman“ knapp 200 Millionen betrug und „Avengers: Endgame“ ein geschätztes Budget von rund 400 Millionen Dollar hatte.)
Kein gutes Investment
Das Problem von Rom-Coms ist zudem, dass sie für Filmstudios kein gutes Investment sind. Sie sind nicht so günstig wie Arthouse-Filme und versprechen zugleich nicht die hohen Einnahmen, die bei Franchises wie „Avengers“, „Spider-Man“ oder „Star Wars“ nahezu garantiert sind, was sie finanziell zu einem großen Risikogeschäft macht.
Außerdem lassen sie sich nicht so einfach vermarkten wie Megaproduktionen. Damit fallen für die Studios sämtliche Merchandise-Einnahmen weg, die oft um ein Vielfaches höher sind als die durch Kinogänge generierten Einnahmen, die wegen kultureller Veränderungen wie Streaming-Angebote sowieso rückläufig sind.
Und zum anderen gibt es gesellschaftliche Veränderungen, die das Genre antiquiert wirken lassen. Für jüngere Generationen mit ihrem Bewusstsein für Diversität, gerade was Gender und Sexualität betrifft, ist das Standardschema der romantischen Komödie, laut der eine weiße, heterosexuelle Frau und ein weißer, heterosexueller Mann eine monogame Beziehung eingehen, vollkommen aus der Zeit gefallen.
„Die Hochzeit meines besten Freundes“ (wieder mit Julia Roberts in der Hauptrolle) ist eine der wenigen großen Rom-Coms jener Zeit, in der Er und Sie am Ende nicht zusammenkommen. Der Erfolg von Filmen wie „Crazy Rich Asians“ beweist, dass das Interesse an romantischen Komödien immer noch groß ist.
Das Publikum für Rom-Coms wäre vorhanden
Die Wünsche der sehnsüchtig Tweetenden wurden jetzt immerhin halbwegs erhört. Mit „The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt“ ist ein Film im Kino angelaufen, der zumindest grob in das von vielen verloren geglaubte Genre passt. Diese zaghafte Rückkehr zur Rom-Com hat keine Geringere als Sandra Bullock in der Hauptrolle, die mit Filmen wie „Während du schliefst“ und „Ein Chef zum Verlieben“ ohnehin für romantische Komödien bekannt ist.
In dem Film der Regisseure Aaron und Adam Nee spielt Bullock Loretta, eine Autorin von Liebes- und Abenteuerromanen, auf dessen Covern immer Modell Alan (Channing Tatum) abgebildet ist und mit dem sie auf Lesereise geht.
Paramount Pictures scheint dem Hunger nach Rom-Coms allerdings noch nicht zu vertrauen und so ist „The Lost City“ eher eine romantische Actionkomödie geworden, in der Loretta von einem Milliardär (Daniel Radcliffe) entführt wird, während der tollpatschige Alan versucht, sie zu retten. In den ersten drei Wochen nach Kinostart spielte der Film in den USA immerhin 78 Millionen Dollar ein und bekam größtenteils positive Kritiken. Vielleicht ein guter Start, um die Tür für eine neue, zeitgemäßere Riege an Rom-Coms zu öffnen. Das Publikum dafür wäre vorhanden.
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