piwik no script img

Rohstoffe gesichertChina investiert in Afghanistan

Mit 2,9 Milliarden Dollar fördert China die Entwicklung der größten Kupfermine Afghanistans - und sticht so die Konkurrenz aus den USA, Großbritannien und Russland aus.

Der Rohstoffhunger des boomenden China führt zu immer neuen Rekorden und riskanteren Projekten. So hat ein chinesischer Staatskonzern jetzt den Zuschlag für das größte Investitionsvorhaben im westlichen Nachbarland Afghanistan bekommen. Mit einem geplanten Umfang von knapp 2,9 Milliarden US-Dollar ist die Entwicklung der Aynak-Kupfermine inklusive eines 400-Megawatt-Kraftwerks und einer Bahnlinie nicht nur das größte Projekt seit dem Sturz der Taliban vor sechs Jahren, sondern das größte Projekt in der afghanischen Geschichte überhaupt.

In dem Bieterverfahren setzte sich der Rohstoff- und Bergbaukonzern China Metallurgical Group (MCC) aus Peking gegen Konkurrenz aus Russland, Großbritannien, den USA und Kanada durch. Die Chinesen waren laut Medienberichten bereit, fast eine Milliarde Dollar mehr in die Ausbeutung der Mine in der Provinz Logar in der südöstlichen Nachbarschaft von Kabul zu investieren, als Analysten vermutet hatten und der zweitplatzierte Konkurrent geboten hatte.

"10.000 Menschen werden dort Arbeit finden", frohlockte der afghanische Bergbauminister Ibrahim Adel. Etwa die Hälfte der Beschäftigten wird in der Mine und im Transport arbeiten, die andere Hälfte in dem eigens benötigten Kohlekraftwerk. Das soll für 500 Millionen Dollar etwa 280 Kilometer nördlich von Kabul gebaut werden. Auch den Abbau der Kohle müssen die Chinesen selbst betreiben. Die dortigen Kohlevorräte sollen für 50 Jahre reichen.

Die Aynak-Mine war 1974 entdeckt und 1979 erstmals von sowjetischen Geologen untersucht worden. "Wir schätzen die Kupfervorkommen auf zurzeit 13 Millionen Tonnen", sagte Minister Adel. Sie könnten noch auf 20 Millionen steigen. Den gegenwärtigen Wert der Vorkommen veranschlagt er mit 30 Milliarden Dollar. Wegen des seit 1979 fast permanenten Krieges in Afghanistan kam es jedoch nie zum Abbau dieser größten Kupfervorkommen des Landes und der größten nicht entwickelten Kupfermine der Welt.

Der anhaltende Konflikt mit den Taliban ist auch jetzt das größte Risiko für das Megaprojekt. Zwar liegt die Mine selbst in einem noch recht sicheren Gebiet, doch das Kraftwerk und die Versorgungsleitungen sowie die Eisenbahnstrecke dürften anfällig für Anschläge sein. Die Chinesen bekommen damit ein großes wirtschaftliches Interesse am Sieg der US- und Nato-geführten Koalitions- und Isaf-Truppen in Afghanistan. Oder sie könnten, wenn der Konflikt noch weiter eskaliert, vielleicht selbst zu einer Übereinkunft mit den Taliban neigen.

China Metallurgical will in wenigen Monaten die Durchführbarkeitsstudie für Aynak fertigstellen. Die Bauarbeiten sollen in sechs bis zwölf Monaten starten. 2012 soll die Produktion von 200.000 Tonnen Kupfer jährlich beginnen.

Bisher hat der chinesische Konzern, der, gemessen am Umsatz, die Nummer 22 in der Volksrepublik ist, nach eigenen Angaben weltweit eine Milliarde Dollar in Bergbauprojekte im Ausland investiert, vor allem in Pakistan und Brasilien. China ist der größte Kupferverbraucher der Welt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!