Rohkunstbau in Brandenburg: Auf's Land mit Yoko Ono

Das Kunst- und Kulturfestival Rohkunstbau im Barockschloss Lieberose beschäftigt sich in diesem Sommer mit dem Überleben in der Risikogesellschaft.

Foto: Jan Brockhaus/Freunde des Rohkunstbau e.V. Courtesy/Michael Müller, VG Bildkunst Bonn, 2021

Eigentlich muss man, um Kunst zu sehen, gar nicht raus aus Berlin; erst recht nicht jetzt, im Frühsommer 2021, wenn auf einmal wieder alles – oder zumindest vieles – wieder möglich scheint. Gerade in der Kunst: Am Wochenende holt das Gallery Weekend Berlin mit einem „Summer Special“ nach, was das Pandemiegeschehen bisher nicht erlaubt hatte. Das Kunstmagazin „Arts of the Working Class“ organisiert am Sonntag einen Markt für alle Sinne – „Souls for Foods“ – und auch das Kunstfestival 48 Stunden Neukölln findet wieder statt. Die Museen haben sowieso längst wieder geöffnet, nicht einmal einen Schnelltest braucht man mehr für den Besuch. Überall in der Stadt sprießt die Kunst wieder.

Dennoch spricht einiges dafür, die Hitze Berlins am Wochenende hinter sich zu lassen und den Kunstgenuss mit einer Spritztour ins Brandenburgische zu verbinden. Zum Beispiel in den Landkreis Dahme-Spreewald, wo am Samstag zum 26. Mal das allsommerliche Kunstfestival Rohkunstbau bis zum 3. Oktober jedes Wochenende ins Barockschloss Lieberose einlädt.

Die „internationale Ausstellung für zeitgenössische Kunst“ geht auf eine private Initiative des Augenarztes Arvid Boellert 1994 zurück und wurde damals nach dem ersten Austragungsort benannt, einer nie fertiggestellten Betonhalle in Groß Leuthen bei Lübben.

Mit Kunst verlassene Orte wiederzubeleben war Boellerts Idee, auch als das Festival später in diversen Herrenhäusern und Schlössern stattfand. In Schloss Lieberose, wo 2017 das erste Mal ein Rohkunstbau stattfand, will es jetzt dauerhaft bleiben. Im vergangenen Jahr fand der Rohkunstbau trotz Pandemie statt und holte sein 25. Jubiläum nach, das 2019 ausfallen musste, nachdem sich die Heinrich-Böll-Stiftung als Träger verabschiedet hatte.

Natur und Verletzlichkeit

Ganz im Zeichen der Pandemie steht das Motto der von Heike Fuhlbrügge kuratierten Schau in diesem Jahr: „Ich bin Natur – Von der Verletzlichkeit. Überleben in der Risikogesellschaft.“ Um tiefe existenzielle Unsicherheiten geht es: wenig erbaulich im ersten Moment. Umso vielversprechender liest sich die Liste der 22 ausgewählten Künstler*innen, die zum Teil extra für die Ausstellung Arbeiten konzipierten. Gilbert & George sind unter anderem vertreten, Yoko Ono, Phi­lippe Parreno, Laure Prouvost und Kapwani Kiwanga.

Und wenn man schon mal draußen in der Heide ist? Die Website der Veranstaltung empfiehlt, den Besuch der Ausstellung mit einer Wanderung über den acht Kilometer langen Wildnispfad oder quer durch den Sukzessionspark der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg zu verbinden. Auch dort gibt es eine Menge anzuschauen.

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