Riesige CO2-Emissionen: Superreiche für mehr CO₂ verantwortlich als 118 Länder
Die reichsten Menschen stoßen viel mehr CO₂ aus als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, sagt ein neuer Oxfam-Bericht. Das liegt auch an ihren Vermögen und Aktienportfolios.
taz | Der CO₂-Ausstoß der reichsten Menschen sprengt das verbleibende CO₂-Budget, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, das im Pariser Klimaabkommen vereinbart wurde: Würden alle so viel CO₂ emittieren wie das am besten verdienende Hundertstel der Weltbevölkerung, wäre das Budget innerhalb von drei Monaten aufgebraucht. Das geht aus einem Bericht der Entwicklungsorganisation Oxfam hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
2023 waren demnach die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung für fast die Hälfte der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich. Die ärmere Hälfte habe dagegen nur 8 Prozent der Emissionen verursacht.
In Deutschland sind die Unterschiede laut Oxfam zwar auch groß, aber weniger extrem: Hier sind die mittleren 40 Prozent der Einkommen für etwa 42 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich, das reichste Zehntel für 28 Prozent und die ärmere Hälfte der Bevölkerung für 30 Prozent.
Pro Kopf emittieren die Superreichen aber deutlich mehr: 2022 war ein Mitglied des am besten verdienenden Tausendstels für 307 Tonnen CO₂ verantwortlich, jemand mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen für nur 5,9 Tonnen CO₂. Ein 1,5-Grad-konformer Pro-Kopf-Ausstoß liegt bei etwa zwei Tonnen pro Kopf.
Milliardär*innen schaden dem Klima durch ihre Investitionen
Für ihre Berechnungen haben die Berichtsautor*innen bereits erhobene Daten für den Zusammenhang zwischen Einkommen und Emissionen je nach Land zusammengefasst. Um nicht nur Einkommen zu untersuchen, sondern auch Vermögen miteinzubeziehen, haben sie außerdem die Unternehmensbeteiligungen von 308 Milliardär*innen untersucht. Sie landeten auf der Oxfam-Liste, wenn sie eine Firma leiteten oder mindestens zehn Prozent Aktien an einem Unternehmen hielten und diese Informationen öffentlich zugänglich waren.
Das Ergebnis: Durch ihre Investitionsentscheidungen waren diese Milliardär*innen 2024 für 586 Millionen Tonnen CO₂ verantwortlich – mehr, als 118 Staaten zusammen ausstoßen. Einige dieser Milliardär*innen nutzten ihre Vermögen obendrein dafür, für Fossile zu lobbyieren und Desinformation zu verbreiten. Der französische Milliardär Vincent Bolloré habe zum Beispiel den französischen Fernsehsender CNews gekauft, der seitdem Falschinformationen zum Klimawandel verbreite.
Oxfam fordert daher, hohe Einkommen und Vermögen weltweit stärker zu besteuern. Überdies müssten Parteispenden unterbunden und fossile Unternehmen von Klimakonferenzen ausgeschlossen werden.
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