Richtlinien für Entwicklungsprojekte: Die Weltbank gibt sich neue Regeln
Die Organisation hat sich einiges vorgenommen: Sie will Armut bekämpfen und dabei auf Menschenrechte und Umwelt achten.
Der Neuformulierung der Regeln war das Eingeständnis der Weltbank vorausgegangen, dass ihre Projekte in der Vergangenheit zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung geführt hatten. Die neuen Regeln verpflichten die Nehmerländer nun zu einer umfassenden sozialen und ökologischen Folgeabschätzung für die unterstützten Projekte. Arbeitnehmerrechte müssen garantiert und Umweltschäden vermieden werden. Die Umsiedlung von Menschen in größerem Ausmaß wird ausgeschlossen.
Entwicklungs- und Umweltorganisationen kritisieren das Regelwerk. Die bestehenden, verbindlichen Regeln würden durch flexibel gestaltete Standards ersetzt, sagt Korinna Horta, Expertin für multilaterale Entwicklungsbanken bei der Organisation Urgewald. Zum Beispiel hätten die Mitgliedsstaaten der Weltbank nun erstmals erlaubt, Projekte in Gebieten zu finanzieren, die für den Naturschutz und für indigene Völker besonders wichtig seien. Weniger Hürden gebe es außerdem für Zwangsumsiedlungen. Die Weltbank darf Projekte nun bewilligen, ohne dass die Anzahl der Betroffenen sowie Pläne für ihre Umsiedlung und die Wiederherstellung ihrer Lebensgrundlagen bekannt sind.
„Bestmöglicher Kompromiss“
Zudem sollen Nehmerländer die Möglichkeit haben, Weltbank-Standards durch ihre eigenen Standards zu ersetzen. Bisher ist unklar, wie die Weltbank sicherstellen will, dass die Standards der Kreditnehmer ihren eigenen entsprechen. „Bei fundamentalen Dingen wie der Wahrung der Rechte indigener Gemeinden oder der Erhaltung empfindlicher Ökosysteme darf die Weltbank nicht einfach die Verantwortung auf die Nehmerregierungen abwälzen, diese sind oft selbst Auslöser für die Probleme vor Ort“, sagt Horta.
Weltbankpräsident Kim verteidigte das neue Regelwerk als „bestmöglichen Kompromiss“. Die Bank habe „einen Mittelweg finden müssen, der sicherstellt, dass es keinen Missbrauch gibt, der es aber gleichzeitig den Nehmerländern ermöglicht, Geld zu leihen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden