: Richtig abgebrüht
Karens KochKunst – die neue Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 1: Kaffee zwischen Kultur und Barbarei ■ Von Karen Schulz
Ohne Kaffee läuft rein gar nichts – was da allerdings in den durchschnittlich vier Tassen schwimmt, die jedeR Deutsche täglich trinkt, ist oft weit entfernt von Perfektion: Kaffeekochen ist eben eine Kunst für sich. Man denke nur an den üblichen Bürokaffee – am Arbeitsplatz befindliche Kaffeemaschinen sowie die BedienerInnen derselben produzieren meist ein kaum trinkbares Gebräu. Wahre Kaffeefreaks lehnen dankend ab.
In Hamburg sprießen vielleicht gerade deshalb allerorten nette Kaffeebars aus dem Boden, wo es guten Kaffee quasi im Fastfood-Tempo gibt – prima für die Mittagspause. So lockt am Ende der Colonnaden das Balzac Coffee mit amerikanischem Flair: Der Slogan „Drink better coffee“ weist schon von weitem den Weg in dieses Kaffeemekka. Nach dem Baukastenprinzip kann sich jedeR den individuellen Lieblingskaffee komüponieren – mit halb- oder vollfetter Milch, extra stark oder entkoffeiniert, mit Aromen von Haselnuß bis Zimt verfeinert, heiß oder eisgekühlt. Wer den Kaffee nicht nur hier genießen will, findet im kostenlosen „Coffee-Guide“ die Anleitung zur häuslichen Perfektion – von der richtigen Menge pro Tasse bis zur korrekten Brühtemperatur – und kann gleich die Bohnen dazu kaufen. Aber Achtung: Die Preise dafür haben es in sich.
Ganz italienisch kommt La Tazza d'oro in Ottensen daher – der Kaffee wird eigens aus einer italienischen Kaffeerösterei, von der die Bar ihren Namen entlehnt hat, importiert. Das Tazza ist zwar meist bis proppevoll – wie durch ein Wunder findet sich aber trotzdem immer noch ein Eckchen zum Verweilen. Neben den Kaffee-Klassikern wird ganz stilecht der Caffè latte im Glas serviert, dazu gibt es italienische Köstlichkeiten wie Tramezzini – dünne Sandwiches –, Pasta oder Kuchen. Auch hier kann man den hauseigenen Kaffee kaufen, um das Kaffee-Tagessoll zuhause stilecht fortzusetzen. Gerade erst im Mai hat in der Schanze das Kaffeekontor eröffnet. An Stehtischchen kann man zum frisch gebrühten Kaffee leckeres Essen wie hausgemachte Brownies oder Muffins probieren und dann den Kaffee für den Hausgebrauch kaufen. Er kommt zweimal pro Woche in unzähligen Sorten und Mischungen frisch aus einer Eppendorfer Rösterei – auch hier gilt: Qualität hat seinen Preis. Für Design-Fans werden zudem Spezial-Tassen, z.B. für den Caffè Macchiato, Espressokannen und ähnliches verkauft.
Bei soviel Hamburger Kaffeekultur drängt sich die Frage auf: Warum weiterhin gruseligen Bürokaffee ertragen? Vielleicht sollte man lieber die heimische Produktion in der Thermoskanne mitnehmen oder gleich vor Ort eine Cafetière plazieren – wahrscheinlich werden die lieben KollegInnen dankbar sein! Ein kleiner Tip für besessene Perfektionisten: Es gibt sogar solarbetriebene Milchaufschäumer, die so klein sind, daß sie prima in die Schreibtischschublade passen.
Balzac Coffee, Große Theaterstr. 39, Mo-Fr 7.30-19 Uhr, Sa 9-16 Uhr; La Tazza d'oro, Ottenser Hauptstraße 53, Di-Fr 8-24 Uhr, Sa & So 9.30-24 Uhr; Kaffeekontor, Schanzenstraße 14, Mo-Fr 9-18.30 Uhr, Sa 10-14 Uhr; den solarbetriebenen Milchaufschäumer gibt's z.B. bei kochkunst & ko, Ottenser Hauptstr. 41
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