Richterin Ruth Bader Ginsburg: Linke Stimme am Supreme Court
Sie war eine enge Freundin des verstorbenen Scalia – und zugleich stritt keiner mehr mit dem Konservativen als die linke Ruth Bader Ginsburg.
Mehr als 20 Jahre dienten beide gemeinsam am obersten Gerichtshof, Ginsburg als Vertreterin des linken Flügels, Scalia als Kopf der Konservativen. Ginsburg, 1933 in Brooklyn geboren, studierte Jura in Harvard und an der Columbia Law School. Als sie 1956 in Harvard begann, war sie eine von lediglich neun Studentinnen in ihrem Jahrgang.
Schon früh setzte sich Ginsburg für Frauenrechte ein, nach Lehrtätigkeiten an Universitäten gründete sie 1972 das „Women’s Rights Project“ der Bürgerrechtsorganisation “American Civil Liberties Union“ mit. Über ihren Mann, den Juristen Martin Ginsburg, der 2010 an Krebs starb, sagte sie 2014 in der Elle: „Er war der einzige Junge, den ich je getroffen habe, den es interessiert hat, dass ich ein Gehirn habe.“ Das Paar hat zwei Kinder.
Präsident Bill Clinton nominierte Ginsburg 1993 als zweite Frau für den Supreme Court. Im Gegensatz zu Scalia, Anhänger einer texttreuen Auslegung der Verfassung, interpretiert Ginsburg diese als lebendiges Dokument. Allein der Beginn, „We the people“. Wer sind „die Menschen“ im Verständnis von 1787, fragt Ginsburg eine CBS-Journalistin. „Sie wären damit nicht gemeint, Afroamerikaner auch nicht.“
Mit Scalia hatte die 82-jährige Ginsburg die größten Diskussionen, der streitbare Richter kritisierte gegenteilige Meinungen mit harschen Worten. Für die scharfsinnige und schlagfertige Ginsburg eine Herausforderung, darauf eine noch bessere Antwort zu finden. Eins der bekanntesten Bilder zeigt die Freunde auf einem Elefanten reitend, Scalia vorn, Ginsburg dahinter. Typisch, kritisierten ihre feministischen Freundinnen. „Das war nur eine Frage der Gewichtsverteilung“, konterte Ginsburg. Sie und Scalia lachten am meisten darüber.
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