Richard Rother über den Umgang mit den Unwettern: Der Fluch des Klimawandels
Wie normal Unwetter in Mitteleuropa sind, spiegelt unsere Sprache wider: wir kennen „sintflutartige Regenfälle“, „verhagelte Ernten“ oder auch Stürme, die „Bäume ausreißen“. Dennoch sind die Frühsommergewitter, die derzeit Teile unseres Landes verwüsten, etwas Besonderes: Ihre Heftigkeit und ihre Häufung könnten ein Vorgeschmack auf den Fluch des Klimawandels sein. Den Menschen und Behörden bleibt nur, sich besser anzupassen – und dabei Gewohnheiten zu ändern.
Was haben die aktuellen Unwetter mit dem Klimawandel zu tun? Zwar kann ein einzelnes Wetterereignis nichts über den Klimawandel aussagen, aber manches spricht für einen Zusammenhang. Je wärmer es insgesamt wird, umso mehr Feuchtigkeit und Energie kann eine Luftmasse aufnehmen – und diese in Form von Regen und Sturm abgeben. Zudem stellen Meteorologen fest, dass der Klimawandel die Herausbildung beständigerer Wetterlagen begünstigt. Dann liegt, wie jetzt, wochenlang ein Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa, das immer wieder Unwetter bringt.
Auf solche Wetterlagen muss Deutschland sich besser vorbereiten. Dazu gehört, den Flüssen, Bächen und Abflussrohren mehr Raum zu geben, damit sie die Regenmassen aufnehmen können. Auch bei Wohnungsnot darf nicht auf Überflutungsflächen gebaut werden. Und in manchen kleineren Mittelgebirgsstädten müssen höhere Schutzmauern oder mobile Spundwände errichtet werden, selbst wenn ein beliebtes Gartencafé am Ufer dafür schließen muss.
Noch wichtiger aber ist: Die Menschen müssen die Warnungen der Meteorologen und die konkreten Zeichen des Himmels wieder ernst nehmen. Wer bei schweren Gewitterlagen zu Rad-, Wander- oder Kanutouren aufbricht, braucht sich nicht wundern, wenn ihm Hagelkörner auf den Kopf fallen. Auch wenn die Werbung und das omnipräsente Internet etwas anderes suggerieren: Nicht alles ist immer möglich.
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