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Revolutionärer 1. Mai-DemoHammer entspannt

Die 18-Uhr-Demo hat wieder einen Schwarzen Block, der zur Solidarität mit Antifas aufruft. Die Polizei macht sich wenig Sorgen.

Kein Grund für Stress: Vermummung und Pyrotechnik Foto: Christian Mang

Berlin taz | Die katastrophale Lage in Gaza, der in Oldenburg von der Polizei erschossene junge Schwarze Lorenz A., mehr als ein Dutzend An­ti­fa­schis­t:in­nen in Gefängnissen während die AfD sich auf ihrem Allzeithoch befindet: Es sind viele Themen, die die radikale Linke derzeit umtreiben – und die dafür sorgen werden, dass die Revolutionäre 1.-Mai-Demo die größte linksradikale Demonstration des Landes bleiben wird.

Die seit 1988 existierende 18-Uhr-Demo wird wie schon im vergangenen Jahr vom Südkreuz über Sonnenallee und Karl-Marx-Straße zurück zum Ausgangspunkt ziehen. Für den ideologisch engen Vorbereitungskreis aus antiimperialistischen Gruppen wie dem Bund der Kommunist:innen, Young Struggle oder der in diesem Jahr in der Mobilisierung kaum in Erscheinung getretenen Migrantifa dürfte allerdings erneut die Palästina-Solidarität, verbunden mit Kritik an der deutschen Aufrüstung, das prägende Thema sein.

2024 durchzogen Palästina-Fahnen und Kufijas den Demozug; einen eigenen inhaltlichen Punkt setzte lediglich ein feministischer Block. Unsichtbar blieben andere Themenfelder der radikalen Linken, ob Klima, Mieten, Soziales oder Antifaschismus. Schon länger gar nichts mehr mit der Veranstaltung zu tun hat die Szene der Israel-solidarischen Antideutschen. Sie ruft zu einem dreitägigen Antifa-Kongress ins ehemalige Gebäude des ND. Auftakt: 1. Mai, 19 Uhr.

Dagegen bewerben antifaschistische Jugendgruppen erstmals nach vier Jahren Abwesenheit wieder einen eigenen Antifa-, also Schwarzen Block. Das Mobi-Plakat, das in Anlehnung an die Gruppe um Lina E. („Hammerbande“) einen Hammer mit dem Antifa-Zahlencode 161 zeigt, gibt sich martialisch; der Aufruf macht deutlich, Antifaschismus unabhängig von seinen Aktionsformen zu verteidigen. Bisherigen Planungen nach soll der Block als letzter von derzeit 24 laufen.

Vermummung? Kein Problem

Der Polizei macht das alles wenig Sorge, wie bei einem Hintergrundgespräch am Montag deutlich wurde: Die Anzahl der eingesetzten Be­am­t:in­nen bewegt sich in der Größenordnung des Vorjahres, als etwa 5.500 Po­li­zis­t:in­nen über die Stadt verteilt unterwegs waren. Zum Vergleich: In Zeiten, als sich noch alles Geschehen in Kreuzberg abspielte, ohne Grunewald und Revolutionäre Demo in Neukölln, waren es auch schon mal einige tausend mehr. Kräfte benötigt werden überdies beim Party-Protest im Görlitzer Park und der DGB-Demo.

Auflagen für die 18-Uhr-Demo gibt es abseits der Beschränkungen für Parolen und Symbole mit Nahost-Bezug keine; auch Vermummung, Pyro oder eine angekündigte verlesene Rede der RAF-Beschuldigten Daniela Klette jucken die Polizei wenig. Sowohl die Revolutionäre Demo als auch die linksradikal-feministische Demo am Vorabend („Take back the night“) werden wohl zunächst ohne Polizeispalier laufen können. In den Vorjahren verliefen beide Veranstaltungen nahezu ohne Vorkommnisse.

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