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Revierderby in der Fußball-BundesligaDicht beisammen, weit auseinander

Die beiden Teams haben sich innerhalb kurzer Zeit in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Vizemeister Schalke reist als Außenseiter zum BVB.

Gemeinsam zum Derby? Ein Bild mit Seltenheitswert Foto: dpa

Lüdenscheid-Nord taz | Der Plan sah anders aus. Das Abschlusstraining des FC Schalke 04 sollte ohne Besucher über den Rasen gehen, doch der Trainer entschied sich um. Da stecke nichts Größeres dahinter, sagte Domenico Tedesco, er wolle damit keinen Aufruf starten, dass jetzt Hunderte Fans kommen.

In den vergangenen Jahren kamen manchmal sogar Tausende, um die Schalker auf das Revierderby einzustimmen. Die Vermutung liegt daher nahe, dass zumindest der Aberglaube eine kleine Rolle spielte. Schließlich lief es für die Gelsenkirchener sehr gut, wenn es in letzter Zeit gegen Borussia Dortmund ging. In der vergangenen Saison wurde aus einem 0:4-Pausenrückstand noch ein 4:4. Und nach dem 2:0 in der Arena wurden die Spieler des geschlagenen BVB von den eigenen Fans beschimpft.

Der Schalker Sieg war damals eine logische Folge der Entwicklungen, die beide Mannschaften in den Monaten zuvor genommen hatten. Wäre dies für das Spiel heute das ausschlaggegebende Kriterium, würde die Borussia ihre Serie von fünf Derbys ohne Sieg beenden. Aber in dem Duell zwischen Königsblau und Schwarz-Gelb kommt immer noch dieser eine Faktor mehr hinzu. „Es ist das Derby. Da gibt es keinen Favoriten“, beschrieb Tedesco diesen Faktor.

Die Zahlen widerlegen diese These, die im Ruhrpott seit Jahrzehnten gültig ist. Nach 13 Spieltagen trennen den Tabellenführer aus Dortmund und den Zwölften aus Gelsenkirchen schon 19 Punkte, so viele wie nie zuvor vor einem Treffen in der Hinrunde. Der BVB ist in dieser Saison noch ohne Niederlage, davon hatten die Schalker schon fünf nach fünf Spieltagen. Seitdem punktet die Mannschaft von Tedesco ähnlich gut wie in der vergangenen Saison, die auf dem zweiten Platz endete. Daher sagt der Trainer: „Wir müssen nicht zaubern, um die Brust breit zu machen.“

Deutlich höhere Trefferwahrscheinlichkeit

Um das Derby zu gewinnen, müssten die Schalker vermutlich deutlich effizienter werden. Sie schossen in dieser Saison 167-mal auf das Tor des Gegners, kamen dabei auf 14 Treffer. Der BVB brauchte für seine 37 Tore exakt genauso viele Versuche. Das liegt an der Klasse eines Marco Reus, dessen he­raus­ra­gende Form so lange anhält wie selten zuvor in seiner Karriere. „Er ist die größte Stellschraube beim BVB“, sagt auch Tedesco, „wenn Reus gut drauf ist, ist seine Mannschaft gut drauf.“

Der Dortmunder Kapitän liegt allerdings in der internen Torschützenliste mit neun Treffern nur auf dem zweiten Platz hinter Paco Alcácer, der zehnmal traf. Bei Schalke führt Nabil Bentaleb die interne Liste mit drei Toren an, erzielt durch drei Elfmeter.

Wochenendkasten 8./9. 12. 2018

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Der BVB hat sicher einen Lauf, wie es Sportler gerne nennen, andererseits ist Lucien Favre dafür bekannt, dass seine Mannschaften durch hohe Effizienz bestechen. Das liegt daran, dass sie in der Regel den Abschluss nur aus Positionen suchen, die eine deutlich höhere Trefferwahrscheinlichkeit ergeben als etwa ein Distanzschuss. Die beiden Tore von Alcácer bei den vorangegangenen Siegen beim 1. FSV Mainz 05 und gegen den SC Freiburg belegen dies. Der Mittelstürmer schob den Ball jeweils aus etwa sechs Meter Entfernung ein.

Die hohe Kunst, solche Chancen herauszuspielen, prägt den Dortmunder Stil unter Favre: geduldig aufbauen, um dann im vorderen Drittel auf Höchsttempo zu beschleunigen, oder aber nach einem Ballgewinn sofort den Angriff zu starten und schnell zum Abschluss zu kommen.

Witsel vs. Rudy

Das Tempo eines Reus und eines Jadon Sancho haben die Dortmunder den Schalkern voraus, und sie haben den Strategen im zentralen Mittelfeld, der einen geduldigen Spielaufbau ermöglicht, bei minimaler Gefahr eines Ballverlusts. Axel Witsel ist eine weitere wichtige Stellschraube bei der Reparatur des Motors, die im Sommer radikal angegangen worden war. Der Belgier kam aus China, die Schalker holten sich vom FC Bayern einen deutschen Nationalspieler.

Seitdem ich hier bin, haben wir noch kein Derby verloren.

S04-Manager Heidel

Sebastian Rudy galt als königsblauer Königstransfer, aber im Gegensatz zu Witsel erfüllte er die Erwartungen nicht ansatzweise. „Wir bekommen jetzt einen immer besseren Basti Rudy hin“, lobte Tedesco eine langsame Entwicklung.

Bei den Neuzugängen fällt die Bilanz deutlich zugunsten der Dortmunder aus, die auch deutlich mehr Geld ausgaben. Werden die Einnahmen und Ausgaben jedoch gegengerechnet, steht bei den Schalkern ein Minus von etwa 35 Millionen Euro, seitdem Christian Heidel im Sommer 2016 die Verantwortung dafür übernahm. Der BVB machte im selben Zeitraum auf dem Transfermarkt einen Gewinn von mehr als 100 Millionen Euro.

„Wir schauen nicht mit Bewunderung nach Dortmund. Aber sie haben mit zwei, drei jungen Spielern einen guten Griff getan. Das gelingt anderen auch, auch uns“, verteidigte Heidel sich vor dem Derby, das ihm bislang gut gefiel: „Seitdem ich hier bin, haben wir noch keines verloren.“

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